Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910

Viz ebürger m eis t e r und jedes einze ln e Mit g li ed des Gemeinde r at es namens der Grü ndung und im eigenen Namen den ergebensten Dank entgegennehmen zu wollen. Zwei Mitarbeiter a111 Bau habe ich noch besonders zu erwähnen : Vor allem 111einen am 1. März 1908 in mein altes Atelier eingetretenen, im vorliegenden Berich te schon wiederholt genan11ten Schnler Hans Gers t m a y r, der die ganzen Bauvorbereitungen, die Inangriffnahme n11d Durch– führung mit111achte und mitl,aH, all die damals drängenden Ideen zn verwirklichen. Und es drängte oft sehr. Von der Idee zur Stndic, zur Werkzeichnung und zum Herumtummeln aui den Gerüsten war nicl1t immer besonders viel Muße. Die Spuren sind bei Besichtigung des Ate liers leicht zu finden, z. 8. die „ Kunst ·' und „Arbeit" darstellenden beiden großen Eckquadern und andere Skulpturen in Stein und Majolika sowie verschiedener sonstiger künstl erischer Schmuck. Obzwar meine Verpflichtungen für Unterweisung von "m indestens einem Schiiler" lauten, trat noch vor Vollendung und Beziehen des neuen Ateliers, arn 1. März 1910, Ferdinand Anders als mein zweiter Schüler ein und hatte ebenfalls nocl, intensiv Ante il zu 11chmcn au de11 ver– schiedenen Vollend ungsarbciten, die in maucl,en konstruktiv hera11sgcarbeitctc 11 Oberfliichendekors wieder eine Vorschule fiir die statutgemäße Zweckbestim111ung des Baues, die Pflege des Stahl– schnittes bilden, insbesondere große l nschrifttafeln und ein vom Genannten in Stahl geschnittenes Zifferblatt für die Hausuhr in der Diele. Zur Zeit der Gründung und bevorstehenden Eröffnung bin ich fii r Jahre hin mit Kunst– aufträgen engagiert und meine Schliler werden viel zu lernen haben. Hieriiber wcrde11 sich der Natu r der Sache nach auch die kiinfligen Berichte nicht in Zahlen a11sdrücke11 können. Das richtigste wird immer sein, das Meister-Atelier persönlich aufzusuchen und sich von dem Geschaffenen und zu SchaHenden mit eigenen Augen zu überzeugen, wofür die Überr eichung des vorliegen– den Gründungsberichtes zugl eich die her zlichste Einladung bilden möge. Insbesondere fLir die Eröffnungsfeier wäre mir bei der weitverbreiteten gütigen persönlichen Interessenahme ni cht möglich, dieser rechtzeitig nach Feststellung des Eröffnungsdatums noch besondere schri ftliche Einladungen bieten zu können. Ich stelle darum, mit wärmstem Dank fiir alle meiner Gründung interessevoll zugewendeten hohen und lieben Sympathien, allseits die ergebene Bitte, Eröffnungsdat um und -Programm gütigst der großen Tagespresse entnehmen zu wo llen. Möchte diese Erörfnungsfeier recht weit davon entfernt sein, zu einer formel len Last für hohe und liebe Festgäste zu werden, sondern ich bitte aufrich ti gst, jene ungebundene Herzlichkeit walten lassen zu wollen, welche für liebe Besuche am Meister-Atelier in kurzer Zeit schon traditi onell geworden ist und wohl der heiteren Schlichtheit des Baues und seiner traulichen Räume entspringt, die recht weit von herkömmlicher Förmlichkeit entfernt sind. Ist doch das M ö g I i ch werden der ganzen Gründung als oberster Ursache einem Impulse zu danken, der tief im Herzen jedes Österreichers wurzelt; denn nach dem Statu t war das Segens– jahr des glorreichen sechzigjährigen Regierungsjubiläums Se i n e r Ma j es t ä t u 11 s er es A 11 er– g nädi gs ten Kaisers 1908 das Jahr der Gründung des Meister-Atel iers flir Stahlschnitt. Der Österreicher kennt solche Segensjahre als Zeitpu nkt der Einigung iiber Dinge, zu welchen das vielgestaltige Getriebe der Durchscl111ittsjal1re nicht zu gelan~en vern1öchte. Erschwerendes, Verzögerndes, ja pessimisti sch Resignierendes scheint da oft überhand zu nehmen. Wie Lichtpunkte nahen dann i1n111er jene vereinzelten Segensjahre, in welchen alles unter dem Eindrucke des denkwürd igen, durch ein giiliges Geschick geschenkten Zeitabschnittes innehält und mehr als j e den freiwi lligen Drang i11 sich fühlt, unermeßlich viel vollbrachtes Ed les mit der Festgeschenkgebern eigenen überquellenden Herzlichkeit zu vergelten. Es ist im konsti tutionellen Habsburgerreiche früh zu einer schönen Tradition geworden, daß die Festgeschenkgeber bei solcben An lässen nicht mit wah llosen unmittelbaren Festgaben nahen, sondern, im Getriebe der Jahre innehalte11d, j eden Herzschlag des gre isen Trägers der Krone zu erlauschen suchen, we lcher vor allem der Wohlfahrt und dem Aufbl ii hen seiner Völker, einem milden sliilzen der Schwäche und möglichster Förderung zukunftsreicher, in ihrer Gesamtheit staaterhaltender Kräfte aller Gebiete gilt. 1-l

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