Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910

Frei 1111d gern würde ich bei meiner sonstigen Betätigung als Gründer, von jedem Verdienste speziell am Zustandekommen des originellen Baues zurücktreten, wenn ich dadurch zugunsten meiner Mitarbeiter glücklich kennzeichnen könnte, wie sehr alle l<unst in gemeinsamen Entwicklungshoden, j a nicht zuletzt im Heimatboden wurzelt und gerade von solcher Auffassung aus jedes l11 spiratio11sergeb11is, also jede individuelle Leistung am klarsten und gerechtesten zur Geltung gelangt. So sei ehrend konstatiert, daß der Ausdruck .Oh111annschiiler• gegeben ist durch dieses Meisters Werke und Ricl1t11ng und daß Architekt R o tl I c r s Entwürfe für den Bau und die Interieurs in dieser Beziehung vollkommen selbständ ig konzipiert sind. Ich kam da in die selten glückliche Lage, persönlich ganz frei nach Herzenslust auswählen, beei11rl11ßen und vorschlagen zu können, „was• gebaut werden sollte; ich konnte also prinzipiell rreier handeln, als irgend ein Mitglied großer, iiber bedeutende Bausu111111en verlii gender Jurien. Noch ein g lücklicher Umstand begünstigte dieses prinzipiell so freie Inspirieren und Aus– w;ihlen: Die Arch i tektur, die in ihren besten Leistungen selbst so ed le Werte der Plastik verkörpert und gut 11111 wird, so wie es die alten Meister machten, wieder mehr in Gesamt- und Detailmodellen 211 konzipieren als bloß auf der ebenen Papierfläche, [indet eine gliickliche Ergänzung durch Skulpturen in echtem Material wie Stein Majolika und dergleichen. Hie[iir hätte der mit der gleichen Freude wie ich an sein Werk gegangene baulül1rende Architekt keinen geeigneteren Mitarbeiter finden können, als Hans Gerstmay r, au[ dessen warn1es Mitempfinden und sehr verdienst– liches Mitwirken noch näher zuriickzuko111111en sein wird. Architekt Hans Jaks c h steuerte kollegiale Praktiker-Ratschläge zur Zeit des Ba11begi1111es bei und Architekt J11li11s S eh III t c tat lröhlich mit, als es Vollendungsarbeiten fiir die Möbel– bemalung der Interieurs, des Dachgeschosses in Hiille und Fülle gab. Landes-Oberbaurat v. König 1111d Landes•ln:?:cniem l<arl Busche k aber ist in iiberaus liebenswürdiger AmtsHihrung die Vollstreckung der Anordnungen des Landesausschusses als Bauherrn zu danken. Als ßa1111111emelnner ging fü111111eister Franz St o II 1 j1111. in Steyr als der Leislungsfahigsle aus der Offertverhandlung hervor und führte mit !richtigen Arbeitskräften verständn isvo ll durch, was plangemäß gdordert war. Ebenso Zimmermeister Karl li u b e r, Steyr, welcher die auf Aus– nützung jedes Winkels abzielende Dachkonstruktion ausführte. Am 19. September 1908 war offizieller Baubeginn. Dank geeigneter lntimierungen war mir jedoch im Interesse eines rechtze itigen Unterdachbringens des Rohbaues, schon am 1. September gegönnt, den ersten Spatensti ch zu tun; nachdem iiberaus schwierige Umstände in der Erwerbung eines passenden Baugrundes durcl1 das rreuncllicl1e Entgegenkommen des Gutsbesitzers J-lans l:l er gc r plötzlich 211 einem umso giinstigeren Resultate gelührt hatten. Eine sehr willkommene Förderung erfuhr meine Gründung durch Zentral• Direktor Friedrich Sc h u s l er, Wittkowitz, Zentral-Direktor Wilhelm I< es t ran e k, Wien und Kommerzial– rat Robert Kern, Wien, dadurch, daß der ßedarr an Bauträgern, Rohrleitungen, lnstallations– Gcge11sWnden und auch noch 111ancl1er Inneneinrich tungsbedarf als l:legUnstigungsausnahmen von den bezüglichen Kartellbestimmungen sowie liußerst rasch geliefert wurde. Ebenso hatte die Aktiengesellschart [iir Gasindustrie in Augsburg die fiir Neubauten in Steyr stets sehr schwierigen Beleuchtungsfragen in entgegenkom111endster Ausnahme von den ihr zustehenden Rechten erledigt; auch wenn anr die Vorzligc der Gaseinleitung verzichtet worden wäre, was pri11zipiell nicht geschah . Die Österreichischen Sie 111 e 11 s - Sc h II c k er t - Werke haben daraufhin dmch begünstigungsweise Lieferung des Bedarres an elektrischen Apparaten und Installations– Materialien meine Gründung außerordentlich gefördert. Erwähnen 111118 ich auch das Entgegen– kommen der Aktiengcsellschart Elektrizitäts-Werke in Steyr fiir die erforderlich gewordene Vergrößerung des Leitungsnetzes. Die Aktiengesellschaft Porto i s & Fix stellte für die Ateliers ihre patentierten Schiebe[ensterkonstruktionen ohne Lizenzeinhebung zur Verfügung, während die Aktiengesellschaft Otto Gries h am 111 er in Dresden begiinstigungsweise vorzügliche Tür- und Fensterbeschläge liderte. L. & R. H ö r1 er in Mödling lieferten gleichralls mit Begünstig1111gen das Parkettbodenmaterial. Herr Joser Reitho[fe r, Chef der Gummi- und Kabelwerke in Steyr, 11

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