Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910

aber ist in der Kunst nicht am Platze; er erreich t auch nie den Kulturwert wie die Positives schaffende Tat und muß immer, wenn auch zögernd, das Feld räumen. D ie kleinen Schmerzen beispielsweise der klassischen Ant ike, der Renaissance und anderer Kunstepochen sind spmlos im Strome der Zeit untergegangen ; das positiv Gcscliaffenc aber, sieht da, nicht allein uns erfreuend , sondern auch viele11, die es brauchc11, heute noch wirtsch:iftlicl1e11 Verdienst bri11gcnd. Neuestens heißt es, daß die hervorragenden Kunstbliiteu j ener Epochen zu erkl ären seien, mit der Nervenkraft einer nicht klein lich wie heule verzettelten Zeit. Nun eine Wahrscheinlichkeit hiefür, die kräftige Lebens- und Schaffensbejahung kennen wir ja aus manchen Überlieferungen, wonach den allen Meistern mit den guten Nervenbündeln nicht leicht jemand den Weg verstellte, ohne daß er es g ründlich an den eigenen Nerven oder auch sonst zu spiiren bekam, zum Segen der Mit- und Nachwelt. H eute ist es gewiß sehr wicht ig, daß zur Vermeidung schon erwähnter kleiner Schmerzen, unsere Staats- und sonstigen öffentlicl1e11 Einnahmen und Ausgaben sich das Gleichgewicht halten. Aber mindestens ebenso wichtig ist, daß wir wirklich k 111 t II r e 11 vor w ä r t s k o 111 m e n, d. h., das krampfhafte Bestreben, dieses Gleichgewicht tatsäch lich oder ohnehin bloß scheinbar 211 erhalten, möge nicht den ganzen Apparat überhaupt absorbieren. Es wäre verfehlt, wenn neben tausenden j ährlich aufgezehrten Scheffeln, von Zeil zu Zeit plötzlich ein Mangel an Saatkorn für die Regun– gen zu neuer Fruchtbarkeit heransgerechnet werden wollte. So Ich e Rech n u n g e II s t i m 111 e n 11 ich t, sie brächten die Gegenwart in Widerspruch zur gesunden Schaffenskraft und in Wider– spruch zu Vergangenheit und Zukunft. Mit cine111 Worte, es sollte wo es fruchtbare neue Wege g ilt, nirgends gedrosselt werden, a,11 wenigsten wo diese Wege nicht erst bloß versprochen, so11dern bereits mit greifbaren Leistungen eingeschlagen sind. Eines ist sicher: Der Landesausschuß hat mit der Bewilligu11g der in Rede stehenden Bauaufgabe nicht allein der Pflege des Stahlschnittes das im Statut beabsichtigte bauliche U nter– kommen geschaffen, sondern überd ies den Bauhandwerkern und vielleicht auch ein kleinwenig der Baukunst sowie dem einen Kulturmaßstab bildendc11 priva\e11 Interesse am Weitergestalten des Haus– baues, wie schon angedeutet, zwei fellos verschiedene ne11e Anregungen geboten, welche im großen Ga11zen wie in den Details wieder besser gesehen als beschrieben werden. Wie bei der ganzen Bauaus!iihrung, so galt 111ir auch bei der Besorgung der l1111enein– richh111g für das Atel ier, die Werkstatt 11nd die Wohnrä11111c, soweit es die Sparsamkeit erlaubte, die Auswah l des fortgeschrillcnstcn und dessen Ve!'besscru11g fiir spezielle Zwecke sowie die Auswah l und Beeinflußung des Materialgerechten als Richlscluu,r. Ermöglich\ wurde 111ir das alles du rch vieles ehrende Mitwirken aus der österreichischen Künst lerschaft, dann der llichtigsten ßa11ha11dwcrker, Vertreter der Großindustrie und nicht zuletzt der Arbe i terschaft aus den verschiedensten Berufen, die vielfach mit Interesse bei der Sache war und nicht selten mit alle11 Erfahrungen des Praktikers noch gerne ein Übriges tat. Ja, ich muß betonen, daß bei einheitlicher geistiger Anleitung mit Oberösterreich ischen A rbeitskräften manches gescl,affcn werden kann, was den Vergleich mit größeren Fachgebieten nicht zu scheuen braucht. Gerade die tiichtigerc A rbeiterschaft soll te aus dein -fortwährenden geisttötenden Kopieren bequemer Schabloncnarbeit gehoben werden. Die eigene l11 te!lige 11z bleibt dann nicht untätig und wäre im Verein mit gleichen Bestrebungen der Handwerker sicher das ri chtigste Mittel zur Erlangung neuer Konkurre11z!ilh igkeit. All das Mitwirken mußte mir umso wertvo ller sein, als es die ökonom ischcste Aus11iitzu 11g und A11ftei ltn1g der verfügbaren sparsa 111en Mittel galt und ich fühle 111icl1 verpflicl1tet, hiemit auch vor der Öffentlichkeit dieses wertvolle Mitwirken zu verzeichnen: Professor Alfred Rod I c r stand mir als entwerfender und leitender Architekt in einer Weise zm Seite, daß ausschließlich der seltene Fall e i 11 c s Arbe i te n s a II s L i ebe z ur Sache ehrend konstatiert werden muß. Viel eigene Begabung ist da aus der Ohniannschule und ihren idealen Bestrebungen hervorgegangen. War mir doch in prinzipieller Beziehung auch der liebe Rat Meister Oh 111 a 11 11 s gegönnt, der insbesondere einem künstlerischen Maßhalten galt. 10

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