Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910

q11ellcnden ßa11a11s[iihrung eher wi11kt, als in hundert papierenen Projekten oder arg be– schrankten Ba11a11fgabcn. . Das lnti111e dieses Wettbewerbes mit seiner i11 der Richtung meiner Wünsche und Arbeits– bcdiirfnisse hindrängenden Formgebung der Gedankenbilder, die ich in den Plänen abwechselnd bald selbstrntig weit vorausei len, bald wieder 11c11en Anrcg11nge11 mit intercssa11ten neuen Schritten nachi<o111111en sah, hatte einen unvergeßlichen Reiz. Das Durchdringen der vor der .A11fwe11clt111g gestandenen S11111111e mechanischer Arbeit durch geisti ge Umronn11 ng, Ne11forrn11ng und möglichst öko110111 ischc A11swertu11g kon nte bei so liebcvolle111 Z11sam 111cnarbcitcn nur dem U r wert des Ba 11 es z11g 11tekom111e11, also für immer vorhande11 bleibe11. Als Sieger ging a11s diesem Wettbewerbe der während des Rohbaues 211111 Proressor an der k. k. Staatsgewerheschule Wien, 1., ernannte Arch itekt Alfred Rod I e r hervor. Sein Projekt erreichte die ökono111ischeste, erwiinschtestc Rau111g ruppicr1111g und organisch aus dieser hera11s, die reizvo lls'.en 1111d origi11ellste11, de111 nallirlichen Terrai11 angeschmiegten Innen- und Außenformen des Baues, welche in der A11sflihrung nur noch gewonnen haben. Daß eine so rreie Gestaltung der Pläne sowie der Ba11a11sflihru11g und dadurch neue An– reg1111ge11 für die Baukunst, hir zahlreiche Bernfe und für die Ba11l11st der besitzenden Kreise möglich wurde, i st dem hohen Land esa11sch 11sse zu danken, welcher meinen durch das Landes-Bauamt vorge legten Vorschlägen die freie Entfolt1111g nich t versagte. Den n11n 111ehr vollendeten Bau werden berufenere Beurtciler eingehender beschreiben als es mir selbst 7.usteh t und im Rahmen dieses Berichtes möglich wäre. Ebenso wird d,1s reiche Material photographischer l 1111c11- 11nd A11ße11aufnah111en vom Gebäude in Reproduktionen kiiufl ig immer mehr hinausgegeben werden, als es im Vorliegenden geschehen kann. Nur iibcr die dem Bau zugrunde liegenden Kunstabsichten sei mir gestattet, ein klares Wort niederzu legen : Erlaugte Freiheit soll ja immer vorwärts fllhren. Der hohe La11dcsaussch11ß hatte diese r' rcihcit der l11swerksetw11g; in äußerst da11kcnswcrtcr Weise eröffnet. Da konnte es fiir uns ke in langes Schwa11keu geben, etwa 7.wischen aller und ne11er Kunst oder sonstigen Gruppierungs– begriffen ; sondern als es ernst wurde mit der Möglichkeit bauen 7.11 dürfen, da nahmen wir h11rtig wieder die l(1111 s l als unJren n bares Ganzes und mach ten es ungefähr so wie bei 111eine11 Sta l1lschniliarbeitcu. Als uuverbra11chte neue Kräfte auf dem Gebiete des Hausbaues g riffen wir ins Volle, lächelten einerseits nicht iiber gnte alte Meister, hüteten 1111s aber etwa zu kopieren; was bei der Eigenart der Zwecknotwendigkeiten ja vorweg ausgeschlossen gewesen wäre. Ebensowenig wurde anderseits die moderne Frei7.iigigkeit gescheut. Und wei l das Ganze iu Oberösterreich erstehen solll<·, wurde frischweg an j enen altoberösterrcichischen und altösterreichischeu sclilößel– artigen Hausba11typus augeknüpft 1111d ein solches Haus in detaillierter neuer Durcharbeitung aller erforderli chen Zweckbesonderheiten geschaffen ; also e i 11 Zweckbau, a 11 de 111 a 11 f Schön– heit II n d Orig i nalililt we n igstens nicht vergessen werden wollte, soweit es die Öko110111 ie der Mittel zu ließ 1111d das eigene Mallhalte11 in Form und Wirkung ernste Absicht war. Diese Absicl1t ging wie bei j edem rechten Kunstwerk dahin, iu ! l aus 11 11d Garten, in Werkstatt 1111d Stube Herzlichkeit hineinzu legeu, deren Sti111 1111111gen wieder den Weg zum Her7.en des Beschauers finden mögen . - Wie weit dies gelnngcn ist, bleibe i1111ner dem frcicu Urteile der Kritik ZII sagen vor– behalten u11d dc111 eigenen Empfinden jedes einzelnen Bcs11chcrs des Meister-Ateliers, welches schon in der kurzen Zeit ein förmliches K1111stwa11dcrcrzicl z11 werden droht. Manchrual frei lich muß ich Hicheln, wc1111 solche ko111me11, die zwar im Brnstlone der Erfahrung und so irn Tone der let ztvergangenen Jahrzehnte reden, ,. il Palazzo" preisen, aber die ge111iilvolle11 Reize und die intime, im Boden wurze lnde E igenart der Ba11k11nst der eigenen Heimat so wenig kennen, daß sie, als ob es dazwischen nichts giibe, z. B. verlegen 1111r zwi schen Erechthcion 11nd Sezession hingondeln wie weiland Odisse11s zwischen Scylla 1111d Charybdis, aber oft gen ug Schiffbruch leiden, worüber n1a11 diskret hinweggehen kann. Es hat keinen Sinn, die Tradition von cler einen oder anderen Seite abreißen z11 wol len. Wer nicht das Ganze zu über– blicken vermag, fängt eben erst an, sich mit künstlerischen Dingen zu befassen. - Pessimismus 9

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