Maturazeitung HTL Steyr 5 CHE 2003

Wandertage Berichte Als wir in der Nähe eines Bauernhofs pausierten, machten wir Bekanntschaft mit einem Hund, der Pü's Herz höher schlagen ließ, denn dieser war für zehn Minuten sein Spielobjekt. Das Zurückbringen des geworfen Stöckchens sorgte für allgemeine Belustigung. Schließlich erreichten wir über einen Wanderweg den Rieglerwirten, der sich als der Ort der Demütigung entpuppte. Jeder hatte Spaß und die Internatsschüler verteilten die in der Früh eingepackte Jause. Natürlich waren wir nach den ständigen Appellen daran gewöhnt, nicht Alkoholisches zu trinken und soweit es die Sucht zuließ, so wenig wie möglich zu rauchen und alle hielten sich daran, wenn auch mit Widerstand und Murren. Aber unsere Frau Professor hält sich an die Volksweise: „Vertrauen ist gut, Kontrolle besser." und so hatte sie auch eine Abmachung mit dem Wirten, dass dieser keine Alkoholika an uns verkauft. Na gut und wir dachten an die ganzen anderen Schüler die mit uns leiden mussten. Hier beginnt nun der Anfang der schmerzlichen Erfahrung, die wir machen mussten. Alles begann mit dem Eintreffen einer Klasse aus dem 3. Jahrgang. Nachdem die Drittklasser ihre Bestellungen entgegen nahmen, trauten wir unseren Augen nicht. BIER, ja richtig gelesen auf den Tischen standen wirklich BIERGLÄSER und nicht leere, sondern wie Sie erahnen können, welche die mit BIER gefüllt waren. Die Welt brach über uns zusammen. Was ist nur aus ihr geworden. Unser Glauben, unsere Werte nichts als billige Illusionen. Wir waren so stolz darauf in der Fünften zu sein und der geringe Respekt, den wir von den Schülern in den unteren Jahrgängen bekamen, machte uns zu den Helden dieser Erde. Nichts mehr da, alles nur mehr Schall und Rauch. Gedemütigt in aller Öffentlichkeit vor den Jüngeren von einer einzigen Person. Was haben wir verbrochen, um so ein Leid ertragen zu müssen? Wir machten uns so schnell wir konnten auf den Nachhauseweg. Ein Reisetrupp voll gebrochener, junger Männer und EINER FRAU. Da war es kein Zufall, dass wir für den Rückweg weniger Zeit brauchten als für den Hinmarsch. Mit Ausnahme einer kleinen Truppe, die sich nach und nach zurückfallen ließ. Zuhause angekommen wurden die Schüler sogleich entlassen - es wollte auch keiner mehr freiwillig in der Nähe der Frau Professor bleiben. Sie musste auf die verbleibende Reisegruppe, die den Wandertag etwas gemütlicher anging, warten. Verblüffend war ihr Anblick, als von einen kommenden Taxi die lang erwarteten Schüler ausstiegen. Hier ist unsere Geschichte zu Ende, doch mit Verlaub, hier ist die Moral der Geschichte: Wandertage sind noch härter zu ertragen als Rohrstöcke!

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