DAS KONZERT Stellt Euch vor Ihr sitzt in einem Theater. Das Plakat versprach gepflegte Musik und einen gemütlichen Abend, einen Ohrenschmaus für den wahren Kenner der leichten Muse. Näheres wurde nicht bekanntgegeben. Voller Spannung erwartet Ihr nun den Beginn dieses musikalischen Jahrhundert ereignisses, und jetzt ist es soweit. Das Licht wird gedämpft und der Vorhang öffnet sich. Doch anstatt der erwarteten Geigen, Cellos, Pauken und Trompeten stehen nur eine alte Werkbank, eine VOEST-Drehbank, Bohr- und Fräsmaschinen, ein SUNMotortester, mit einem Wort praktisch die gesamte Werkstätteneinrichtung unserer altehrwürdigen und inzwischen renovierten Schule, auf der Bühne. Die erste Überraschung ist vorüber, doch was kommt als nächstes? Vorsichtig schreitet ein gepflegter Herr über die Bühne, der sich bei näherer Betrachtung als der "Messias der Werkstätte" entpuppt; also eine völlig neue Rolle für unseren erfolgsgewohnten Werkstättenleiter. Nun wird die Szene belebter. Nacheinander betritt das ganze Werkstättenlehrerteam die Bühne. FOL Hauser und FOL Horejsi stimmen ihre Feilen aufeinander ab. FOL Hauser, aber das versteht sich schließlich von selbst, bedient die erste Feile. FOL Wimmer betätigt routiniert den Schmiedehammer. Die FOL Schlager, Guschlbauer und Reiß überprüfen zum letztenmal ihre Schleif,- Fräs- und Drehbänke. Der Motortester von FOL Gründling wird mit den neuesten Daten gefüttert. FOL Mollner bedient mit gewohnter Urkraft die Becken, die in Form zweier schwarzer VW- Kotflügel ausgeführt sind. Zuguterletzt betritt der Backgroundchor, bestehend aus den FOL Harant, Reitmayr und Schörkhuber, das Podium. Die Akteure verbeugen sich tief vor dem feierlich gekleideten Publikum. Meisterdirigent Ernst von Andesner entnimmt einem kleinen hölzernen Koffer den Dirigentenstab und gibt FOL Hauser den Einsatz. Langsam, leicht anschwellend und dann sehr aufbrausend folgt die zweite Feile. FOL Horejsi beendet mit einem kühlen und sehr sachlich gespielten Rondo das Vorspiel. Nun beginnt das eigentliche Werk. Der Hummelflug von Rimsky-Korsakof in einer modernen Neufassung. Der Chor setzt ein. Der wunderbare Tembre des Satzes erhält durch den sonoren Bariton FOL Harants besondere Wirkung. Die für den Rhythmus verantwortlichen FOL Mollner und Wimmer lassen sich auch durch kleine Ungereimtheiten im Ensemble nicht erschüttern, und führen somit über die heikelsten Stellen des Werkes hinweg. Die besondere Qualität der Aufführung besänftigt den einen oder anderen Zuhörer, der durch herumschwirrende Steckschlüssel, Hammerstiele und ähnlichem, das in der Hitze des Gefechtes verloren ging, getroffen wurde. Nach einem atemberaubend schnell und unglaublich exakt gespieltem Solo FOL Hausers setzt nun wieder das gesamte Orchester ein und beendet das Werk mit einem furiosen Finale, das keinen Vergleich zu scheuen braucht. Der Meisterdirigent schüttelt ergriffen die Hand des ersten Feilisten. Die Halle bebt und das Publikum tobt vor Begeisterung angesichts dieser groß artigen Aufführung.
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