Festschrift zu Maturafeier 1875-1950

Bestgruß des Bürgermeisters der autonomen Stadt Steyr Jng. Leopold Steinbrecher Vor 75 Jahren haben die ersten Maturanten die damalige Staats ­ oberrealschule in Steyr verlassen. Heute wird kaum einer von ihnen noch am Leben sein. Früher konnten die jungen Menschen das Erlernte und ihre eigenen Fähigkeiten in langen Friedensjahren verwerten und ihre Existenz formen, nicht so die späteren Jahrgänge. Furchtbare Kriege griffen störend und zerstörend in Staat und Familie ein. Ja, man konnte den normalen Ablauf der Studienjahre nicht abwarten und die sogenannte Kriegsmatura brachte unsere prächtige Jugend von der Schulbank direkt auf den Kasernenhof und die Schlachtfelder. Viele, leider allzuviele, sind von dort nicht mehr zurückgekehrt und können heute der Wiedersehensfeier nicht beiwohnen. Nicht nur jede Familie, jeder Einzelne leidet unter den Folgen dieses schrecklichen Krieges. Aber nicht nur blühende Menschenleben wurden vernichtet, auch das ehrwürdige Schulgebäude wurde im 2. Weltkrieg durch Bomben ­ treffer teilweise zerstört. Es war eine tiefe moralische Verpflichtung für die Gemeindevertretung und daher eine ihrer ersten Aufgaben nach Beendigung des Völkermordens, den erlittenen Schaden gutzu ­ machen und so durch den Auf- und Ausbau des Realgymnasiums ihre Schulfreundlichkeit zu bezeugen. Hoffen wir zuversichtlich, daß ähnliche Katastrophen die gegen ­ wärtige und künftige Entwicklung nicht mehr stören mögen! Allen Teilnehmern an dem großen Maturantentreffen entbiete ich recht herzliche Grüße und die besten Wünsche, in der Hoffnung, daß sie sich in unserer schönen Stadt Steyr, an der Stätte, an der sie der ­ einst in jugendlichem Frohsinn ihre Studienjahre verbrachten, auch heule und immerdar wohlfühlen mögen! 7

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