Festschrift zu Maturafeier 1875-1950

J/OaS die. Jdittid^ehub FÜR UNSER BERUFSLEBEN BEDEUTET Von w. Holrat Herbert Jandaurek Die gediegenen Kenntnisse, die zu meiner Zeit die damalige k. k. Staatsoberrealschule in Steyr vermittelte, setzten mich in die Lage, den großen Anforderungen an Mathematik und Darstellender Geometrie, die an der technischen Hochschule an den jungen Hörer gestellt wurden, mit Leichtigkeit gerecht zu werden. Im Berufsleben selbst, in der Praxis als Geometer, mußte ich oftmals aus dem Erinnnerungsschatz der Mittelschule jenes Wissen hervorsuchen, welches auf der Hochschule nicht mehr gelehrt wird, aber als Fundament geodäti ­ scher Probleme zum Brote des Alltags dieses Be ­ rufes gehört. Auch der in der Schule angelernte Ordnungssinn und die Sauberkeit in der Erledigung der Arbeiten waren von unschätzbarem Wert und die Vorbedingung für eine rasche, geordnete und von Fehlern freie Arbeit, die insbesondere die Be ­ wältigung geodätischer Arbeiten verlangt. Daß der Wert des Mittelschulstudiums nicht nur in den beiden Fächern, die ich genannt habe, liegt, braucht nicht betont zu werden. Der besondere In ­ halt der an der Schule gelehrten anderen Fächer begleitete mich ständig durch das spätere Leben. Treten doch an den Beamten Fragen aller Art, ins ­ besondere dann heran, wenn sich seine Tätigkeit auf verschiedene Dienstzweige der Verwaltung er ­ streckt. Gleich einem Nachschlagewerk stand mir das in der Mittelschule erworbene Wissen zur Seite. Blicke ich auf meine Schulzeit zurück, so finde ich außer der mangelnden Kenntnis der lateini ­ schen Sprache keine Lücke an allgemeiner Bildung, die sich im späteren Leben unangenehm bemerkbar gemacht hätte. Latein hätte ich später bedurft, um geschichtlichen Studien, die ich teils aus eigener Neigung, teils im Zusammenhang mit meiner dienstlichen Tätigkeit betrieb, gerecht zu werden. Durch den Ausbau der Staatsoberrealschule zum Realgymnasium hat die Schule heute jene Form erhalten, in der wir die glückliche Verbindung von geisteswissenschaftlichen und realistischen Fächern zur Vermittlung einer universellen Bildung er ­ blicken können. 26

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