Maturazeitung BG u. BRG Steyr Michaelerplatz 1973

Sechzehn Uhr achtundvierzig. Noch zwölf Minuten bis zur Abfahrt des Zuges. Im Warteraum sitzt ein Mann, der sich die Zeit vertreibt, in einer Zeitschrift 1 ässig blätternd. Den Leserbriefkasten überfliegt er , widmet sich dann kurz dem mitreißenden Berichtei ner Kaiserhochzeit und vertieft sich schließlich - nach Überblättern der Menüvorschläge - den Witzen a uf der letzten Seite. Zweimal verzieht sich sein Mu nd zu einem schwachen Grinsen, dann legt er gähnend $eine Lektüre zur Seite, steht auf, streckt sich un d verläßt den Warteraum, um nach seinem Zug zu sehn Es ist dies eine der vielen Situationen, für die un sere Zeitung, die Sie eben in Händen halten, nicht gemacht wurde~ Sie wurde auch nicht geschrieben, um aus Mitleid oder sonst einem Motiv gekauft und dann irgendwo liegengelassen zu werden. Wir sind hineinges tellt in eine Zeit voller Widersp rüche, voller Strömungen und Gegenströmungen, volle r Schönheit und Krieg. Wir machen uns unsere Gedank en zu dieser Welt, mit der wir ferti g werden müssen ; und wir haben uns gedacht, daß Sie, der Sie mit u ns in einer Stadt möglichen,eise sogar Tür an Tür 1 eben, vielleicht Interesse haben an unseren Gedanke n. Wir haben gedacht , daß Sie, der Sie gemeinsam mi t uns an dieser Welt zu arbeiten haben, um gemeinsa m mit nns überleben zu können, vielleicht ein paar von unseren Gedanken für brauchbar halten und uns h elfen bei ihrer Verwirklichung~ Diese Zeitung wurde gemacht, damit Sie, der Sie diese Zeitung in Ihren Händen halten, sich Gedanken machen zu unseren Geda nkene Deswegen haben wir unsere Zeitung gemacht, un d nicht, damit sie gelesen wird in einem Warteraum, zwölf Minuten vor Abfahrt des Zuges. -7-

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