Maturazeitung BRG Steyr Michaelerplatz 1967

Fischen in Folkestone befanden. Wie üblich, gab er seine trockenen Kommentare: Als wir ·i,m von unserem Whisky, den wir uns fUr die kalte Nacht auf See mitgenommen hatten, einen bescheidenen Schluck nehmen Iießen, bezeichnete er dieses edle Getränk als 11 sauer 11 • Auf unsere Frage, wie das denn hier mit Ebbe und Flut sei, antwortete er, hier herrsche immer Ebbe usw. Auf der Farm hatte inzwischen die Obsternte begonnen. Auch die Kornarbeit kam ins Rollen. Wir begannen härter zu arbeiten und machten viele Übersturnden, sodaß wir meist am Wochen- ende zu mUde waren, um, wie wir es geplant hatten, die Sehenswürdigkeiten Kents zu be- sichtigen. Einen Besuch Ccnterbury's ließen wir un1s allerdings n icht entgehen und wir be- reuten es wahrhaftig nicht., Canterbury ist eine kleine verträumte Stadt, deren glanzvoller Mittelpunkt natUrlich die Cathedral darstellt. Wir waren unter anderem beeindruckt von der Monumentalität dieses Bauwerks und der kUnstlerischen Größe seines Erbauers. Als ungefähr die Hälfte unseres Aufenthalts vorUber war, gingen wir eines Tages gezwungenermaßen daran, unsere Behausung einer Reinigung zu unterziehen - gezwungen,ermaßen deshalb, weil wir bereits bei iedem Schritt Staub aufwirbelten, der sich in Zentimeterhöhe auf dem Boden an- gesa,mme I t hatte. Obwohl wir es natUrlich nicht zu schätzen wußten, wenn John seinen Beitrag zur Arbeit leistete, bereitete es uns immer besonderes VergnUgen, wenn ihm irgendetwas mißlang. Wenn John sich z. B., daran machte, im sogenannten Corn-Store die Förderbänder zu reparieren, konnten wir damit rechnen, daß die ganze Anlage ein paar Tage außer Betrieb sein wurde: Als er wieder einmal mit seinem großen technischen Verständnis einen ·Fehler entdeckt und behoben hatte, ließ er mich das Band wieder einschalten. Er selbst blickt'e gespannt au,f die 11 reparierte 11 Stelle. Kaum hatte ich den Schalter betätigt, flogen ihm auch schon die einzel- nen Stücke um die Ohren: 11 wasn ... t very successful, wasr, . it? 11 1 bemerkte er, während ich mich n icht einmal bemUhte, nicht zu lachen. Eine unserer hä 1 rtesten Arbeiten mußten wir verrichte n, als wir auf einen Lastwagen Strohbai len zu verladen. hatten. John stand auf dem Wagen und schlichtete die Ballen. Infolge zunehmender MUdigkeit hatte ich meine Gabel nicht mehr in festem Griff, und so geschah es dann, daß diese in einem Ballen steckenblieb,und als er ihn zu sich hinaufhob, nur Zentimeter entfernt an seinem Kopf vorbeizischte. 11 0h you Austrian neat 11 knurrte er verärgert. Als wir von den englischen Konserven endgültig genu,g hatten - 11 fed up 11 wurde der Engländer sagen - schickten wir flehentliche Briefe nach Hause und appellierten an unsere Mütter, doc.h e twas dagegen zu unternehmen, daß wir so fern von zu Hause, uns nur von Bohnen ernähren mußten. Wir beschriebe, unseren Gesund l:eitszustand als bedenklich. Solche Appelle haben ia bekanntlich bei Muttern immer Erfolg und so trugen wir die ;beiden Eßpakete, die uns er- reichten, im Triu 1 mph in unsere KUche, wo Coach als Chefkoch sofort einen Speiseplan fUr die nächsten Wochen anschlug. Da ß das englische Bier kaum zu genie13en ist, hat .Klaus bere.its kurz erwähnt. Daß wir es uns doch in größeren Me,ngen zu GemUte fUhrten, war einerseits auf unsere finanzielle Lage (man gibt selbstverdientes Geld nicht so schnell aus wie das vät·erliche), andererseits auf Cabin zu- rUckzufUhren. 61

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