Maturazeitung BRG Steyr Michaelerplatz 1967

Die nächste·n drei Wochen verbrachten wir auf de n Bä:umen. Das Obst war noch nicht reif, und so hieß uns John von den Bäumen unnütze Triebe zu entfernen. Wir hatten gegen diese Ar·t von Tätigkeit nichts einzuwenden, denn wir waren immer im 11 orchard 11 , weit weg von der Farm, und verkürzten unsere Arbeitszeit täglich mindesiens um zwei Stunden. Mary und Coach brachten es sogar fertig in allen erdenklichen .Stellungen auf den Bäumen zu sch la- fen. Vielleicht war es das schlechte Gewissen, das mich nicht einschlafen ließ, ieden- falls spielte ich i.mmer den Aufpasser. John pflegte mit seinem, in grUner Tarnfarbe gehal- tenen, Mini-Cooper durch seine Gä1rten zu kurven, und so galt es vor allem, auf Motorge- räusche zu achten. Wir stellten iedoch bald fest, daß auch Keith und Pete viel von ge- mäßigtem Arbeitstempo hielten, und so arbeiteten wir ganz gern mit ihnen. 1Nur wenn John, wahrscheinlich nur,um seine Kondition zu fördern (andere .sagten, er täte res, weil seine Frau einen Stammhalter erwarte), sich aktiv beteiligte, spielten wir unsere Reserven aus. Philipp habe ich Ihnen noch nicht vorgestellt: Er ist Lil,iputaner, Pete"'s Mutter hat ihn ad- optiert, und er verbrachte den Großteil seiner Ferien auf der f .arm. Wenn er nicht gerade seiner großen Leidenschaft, dem Fischen, huldigte, war er meistens in unserer U'mgebung zu finden, obwohl wir ihm manchmal Ubel mitspielten. So erzählten wir ihm z. B. , daß es in Österreich fliegende Hasen - 11 flying rabbits 11 - gäbe, und daß man be,i uns Pilze nicht pflücke, sondern mit dem Gewehr schieße - 11 mushroom- shooting 11 • Auch daß Coach ver- heiratet sei und bereits stolzer Vater von zwei Kindern sei, fur d,eren Woh,I er hier jetzt schwer schufte, glaubte er uns, wenn wir es ihm nur oft genug erzählten. Eines iedoch nahm er uns übel: Als wir ihm eines Tages erzählten, wir seien Spione und ihm verlockende Sum- me·n boten, wenn er fUr uns als Agent tätig sei. Er war schwer gekränkt· in seiner n,ationalen Ehre. Wie g,esagt, war das Fischen seine große Leidensch,aft, obwohl er, solange wir auf der Farm waren, nicht einen einzigen Fang machte. Meist hing soviel Gewicht an seiner Angelschnur, daß diese so fort auf den Bachgrund sank. W'ie Klaus bereits berichtete, besuchten sie uns einmal. Wir waren natUrlich sehr überrascht, einen derart verwahrlosten Eindruck auf sie gemacht zu haben und verärgert, weil sie un- seren Bekannten zu Hause alles bruhwarm1 servierten. , während wir alles nicht so schrecklich fanden • • • Ubrigens war .noch ein siebentes Mitglied unserer Klasse in England, nämlich Bene, der sich aus seinem stillen beschaulichen Dasein aufgerafft hatte und in Folkestone seine Englisch- kenntnisse zu verbessern trachtete,. Wir besuchten ihn einmal , als wir uns .mit Pete zum 60 SfE ENGE23

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