Maturazeitung BRG Steyr Michaelerplatz 1967
52 Es regnet, und ich stehe fröstelnd vor dem Eingang zum Steyrer Museum - zu meiner Schande zum ersten Male. Und falls es einem Leser genauso gehen sollte wie mtr, und er unser Museum n ic.ht kennt, kann ich ihm ietzt einen Besuch nur empfehlen. Es empfängt mich nicht die Ubliche muffige Museums- luft, nicht eine dustere Kammer und auch nicht ein schlecht gelaunter Aufseher. Im Gegenteil - eine rUh- rige, nette Frau öffnet mir, begrUßt mich, nimmt mir meinen Schirm ab und zeigt mir zuallererst einen Stoß Zeitungen aus dem zweiten Weltkrieg, die sie, wie sie sagte, eben von e ine·m Herrn bekommen habe. Nach- dem ich mich in ihrem Z ·immer aufgewärmt und die Zei- tungen angescha1ut ·hatte, begebe ich mich in den ersten eigentlichen Museumsraum. Vor mir ragt· ein etwa 3 m langes Stadtrichterschwert auf, un·d ich kann mir gut vorstellen, daß dieses Sc:hwert die richterliche Gewalt versinnbildlicht hat. Kanonen in allen Größen, Brustpanzer, Helme, Ge wehre un,d Lanzen erinnern daran,. daß das verträumte Steyr auch in frUheren Z ,eiten nicht nur in Frieden lebte. Ei ,nMa- schenpanzerhemd, das auf einem Gestel I angebracht ist, dürfte auch nicht das bequemste Kleidungsstück ge- wesen sein, da es ein beachtliches Gewicht aufweist. Die. Wände zieren Standarten un:d Fahnen. Eine alte Begräbnisfahne, bestickt mit Totenköpfen, hängt schau- rig Uber dem Treppenaufgang zum nächsten Raum. In diesem befinden sich Vitrinen mit Versteinerungen • und Gesteinen aus der Umgebung von Steyr. Besonders beeindrucken mi.ch die versteinerten Mammutstoßzähne und der Stirnzapfen eines Wisents, die erst vor kurzem bei Bauorbe iten gefunden wurden. In einem on 1 deren Glaskasten sehe ich Schleif- platten, Steinhämmer und Steinkeulen aus der Jungsteinzeit, die in den Langensteier·-Mauern bei Garsten aefunden wurden.
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