Maturazeitung BRG Steyr Michaelerplatz 1967

1828 kam die erste Dampflok in die USA, und schon drei Jahre später wurden von den Amerikanern selbst Lokomotiven erzeugt. Der berühmteste Lokomotivbauer der Amerika- ner war Baldwin, der in Philadelphia eine Lokfabrik grUndete. In Österreich bemühte man sich eb,enfalls um eine Eisenbahn. Im Jahre 1838 war es s,o weit: zum ersten Male fuhr ein Dampfzug von Wien nach Deutsch - Wagram. Diese Strecke wurde bald darauf bis nach Brunn ausgebaut. Viele Leute, darunter auch einige namhafte Wissenschaftler, verlangten, daß entlang • der Bahnstrecke eine Bretterwand aufgestellt werde, da sie glaubten, Mensch und V ie h würde durch den Anblick der für die damalige Zeit rasch fahrenden ZUge wahnsinnig. Dieses Vorhaben wurd~ -aber nicht durchgeführt. Immer· wied,er versuchten Ingenieure verbesserte Lokomotiven zu konstruieren. So glaub- te der En,gländer Thomas Russel Crampton, eine Lokomotive müsse besonders ruhig lau - fen, wenn der Schw,erpunkt ziemlich tief liege. Heute fedoch weiß man, d-aß gerade • das Gegenteil zutrifft; man lagert daher den Kessel und damit den Schwerpunkt so hoch wie möglich„ Crampton schuf aber im Glauben, seine Annahme sei richtig, sehr schnelle und dennoch laufruhige Loks, mit denen vor al lern in Frankreich die ersten Schnel lzUge gefahren wurden. Eine Zeitlang waren bei den deutschen Bahnverwaltungen amerikanische Loks mit einem vorderen Drehgestell sehr weit verbreitet, doch Ende der sechziger Jahre kam man davon wieder ab. Für das Lokomotivrennen auf dem neu erbauten Semmering im Jahre 1851, durch das die am Berg leistungsfähigste· Maschine gefunden werden. sollte, hatte man einelokomoti·ve entwickelt, die, StUtztender-Lok genannt, später besond,rs in Österreich, in der Schweiz und in Frankreich noch oft nachgebaut wurde. StUtztender wurde sie deshalb genannt, weil der Tender zur AbstUtzung der Lokomotivlast herangezogen wurde; doch auch diese Sonderbauart verschwand bald wieder. Mitte der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich in England ein Kampf um die Spurweiten. Sfephenson hatte mit seinen ersten 1 Loks die Spurweite auf 1435 mm festgelegt und so mußten alle Bahnen, die die Lokomotiven von ihm bezogen, die glei- che Spurweite verwenden. Beim Bau der großen Westbahn in England verwendete man eine Spurweite von 2134 mm. Das hatte einen Streit der lngenieu,re zur Folge, denn ei :n ieder behauptete, daß die eigene Spurweite die bessere sei. Um nun herauszufinden, welche Spurw·eite nun wirklich die vorteilhafteste sei, fand im Jahre 1845 ein Schnellfahrtversuch statt. Bei einem ersten Versuch, der von den lnge- n ieuren Stephensons durchgefUhrt wurde, entgleiste die von ihnen geplante Mosch ine. Aber schon wenig später konnte Thomas Russel Cramton mit einer Lokomotive, die das Antriebsrad hinter dem Kessel hatte, und daher auch sehr ruhig lief, die Entscheidun 1 g fUr die Stephenson Spur herbeifUhren. Diese sogenanntenCrampton lokomotiven erreichten eine Geschwindigkeit von 126 km/h. Eine ganz beachtliche Leistung fUr die damalige Zeit. Als nun in Deutschland eine Lokomotive entgleiste, in der sich der Kronprinz 47

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