6 Wo Herr Heinrich Seidlhockt, Tief gebeugt über Totengebein. Würmer gibt es hier und Schnecken, Blumen von den Straßenhecken, Fische aus dem weiten Meer, Einen Mammutzahn aus dem Quartär, Und viele, viele Steinersorten, Die man zwar find't an allen Orten, Denn brave Schüler tragen jeden Kieselstein Behutsam in das Kämmerlein Und sagen dort sehr aufbegehrt: Das sei ein Stein von großem Wert! Und wieder wird die Sammlung reicher Um einen Kieselstein der Steyr. Und andere Dinge kann man geben, Die schöne Sammlung dort zu heben. Für gift'ge Schlangen, Vogelnester Erhält der Schüler pro Trimester Ein Sehr-gut in Naturgeschicht', Drum nützt das aus ein jeder Wicht. Vom Seidl kann man hier nur Gutes sagen: Er ist ein lieber Lehrer in seinen alten Tagen. Im zweiten Stock, in der linken Ecke Thront der Chef, o wehio Schrecke! Denn groß von Gestalt, weiß im Bezug auf das Haar, Die hohe Stirn, darunter ein blitzendes Augenpaar, Das alles soll den Schüler schrecken, Wenn er behagt den Leu zu wecken. Da bat einmal ein kleiner Student Den allgewaltgen Welf: Ach geben Sie mir doeh die Lizenz, Nach hause zu fahren um elf. Da sieht er auf einmal wuchtige Falten Auf der hohen Stirne des Alten. Die Augen treten rot hervor, Die Faust schlägt auf den Tisch davor, Und ein Vulkan bricht aus. O Graus! Dem Schüler gehen die Sinne aus. Weil er nur eine Stund' versäumen wollt', Hat ihm der Chef so sehr gegrollt.
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