Ist's süß Burgunderwein, Der's Blut ihm bringt zum Wallen? Oder ist's der Gott der Liebe, Der den Pfeil ihm schoß ins Herz, Der mit wundermächt'gem Triebe, Mischet Liebesfreud und -schmerz? Sieh! Ein Junker wohlgemut War's, den ich erschaute, Auf dem Kopf 'nen Federhut, Auf dem Arm 'ne Laute. Ganz dem Sange hingegeben Seuftzt er an der Liebsten Fenster: "Ach, dir nur gehört mein Leben!" Doch ich denk, ich seh Gespenster! Des Gespenstes Minnesang Ist an falschen Tönen reich, Das Gespenst (mir wird ganz bang) Siehet unser'm Weines gleich. Und die Liebste, in dem Schlaf gestört, Schaut aus ihrem Kämmerlein, Hat des Weines Flehn erhört Und spricht: „Friedl, laß das sein! Denk', es könnt der Vater kommen, Wenn er deinen Minnesang gehört, Würd's uns beiden wenig frommen, Wären beide dann betört. Dieses Ständchen war sehr nett, (Von den falschen Tönen abgesehn,) Doch nun geh auch du zu Bett, Sonst ist's um mich und dich geschehn! Ja, daß ich dir's noch sag', Friedl, denke dran, Morgen ist ja auch ein Tag, Morgen fahr'n wir wieder in der Schnaggerlbahn!“ Und die Moral von der Geschicht': Singet nachts keine Ständchen nicht! Um dieses Gedicht anschaulicher zu gestalten, zeichnete unser Bildberichterstatter umseitige Illustration!
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