Maturazeitung Gymnasium Steyr Michaelerplatz 1919

25 genossen haben. Der gnädigst bewilligte Schlussabend war für den Vorher sollte jedoch noch eine ge¬ nächsten Samstag angesetzt. wöhnliche Tanzstunde eingeschoben werden, so beschwichtigte man Von diesem Beschlusse wurde wenigstens die tanzlustige Jugend siebten Klasse verständigt, der auch der Klassenvorstand der als mit der Jugend fühlender Mensch, mit diesem Vorhaben einverstanden war Am 12. Dezember um 5 versammelte sich denn auch die sorgenlose Jugend begleitet von einigen Gardedamen im Brauhaussaal, nochmals zu einer harmlosen Tanzstunde. Manch schöner als sich plötzlich die Tür öffnete Walzer war schon getanzt, und gleich wie einem Erzengel der die die ersten Menschen aus der Mächtigste der Mächtigen betrat gefolgt dem Paradiese wies von seinem Freund Edi den Saal. Mit dem Hute in der Hand schritt¬ ten sie, nicht rechts noch links blickend bis in die Mitte des Saales. Also huber an und sprach: Wer hat hier erlaubt zu tanzen? Verlassen Sie sofort den Saal. Schnell fanden sich einige Studenten, die das schreckliche Vergehen aufzuklären versuchten. Doch kurz wurde ihnen geantwortet: Der Und so wie er gekom- Abend am Samstag steht sehr in Frage. war er auch gegangen, gefolgt von men, ernst und würdevoll, seinem Freund dem Edi, dem Freund der Jugend, der es nicht un¬ terlassen konnte, vorher auch seinen Gefühlen in höflichen Wor¬ ten hinterlistige elende Bagage, ungezogene Kerle Ausdruck Totenstille herrschte im Saale. Doch bald be¬ zu verleihen. lebten liebliche Weisen aufs neue die Gemüter und weiter drehten sich die Paare. Am nächsten Tag wurde der Führer der siebten Klasse in das Konferenzzimmer befohlen, wo er nochmals den ganzen Sachver¬ Worauf in eindringlicher Gegenrede, das halt darlegen musste. „ demoralisierende Tanzen verdammt wurde. Der Schlussabend musst verschoben werden. Dank der ausserordentlichen Unter stützung und Fürsprache des Klassenvorstandes der siebten Klase schien der Vorfall damit beigelegt zu sein. Auch wurde gross mütigst die Anfertigung von Tanzkarten für den Schlussabend ge¬ nehmigt, jedoch mit der Bedingung, dass sie erst 2 Tage nach dem Abend an die Damen übergeben werden. Ein für künftige VeranSo bien staltungen ähnlicher Art sehr empfehlenswerter Vorgang alles in Ordnung zu sein, doch es sollte anders kommen; dem un¬ erforschlichen Rathschlusse der Vorsehung gefiel es anders zu bestimmen. Die eingeschobene Tanzstunde wurde nachträglich als und Schlussabend erklärt. Was nun mit den bereits bestellten auch schon angefertigten Tanzkarten geschehen sollte, war den Die demoralisierender Tanz leitenden Grossen gleichgültig stunde hatte damit ihr Ende gefunden und eine weitere Gefährdung des Seelenheiles ihrer Teilnehmer war mit diesem Machtspruche endgültig abgewendet. So endete der Traum einer harmlos gedachten Studenten¬ Tanzstunde mit einem ähen, nüchternen Erwachen. V. S. ............... Die Nacht vor der Matura Sterne funkeln mild hernieder Auf dem schwarzen Erdenball Der in seinem Nachtgefieder Schnell durchfliegt das Weltenall s im Kopfe Wild und wilder tobt Alte Sünden zeigen sich beim Schopfe Furien mich zienn Qualen mich gar fürchterlich.

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