Maturazeitung BG Steyr Werndlpark 1990

14. 9. 1932: Mit einem schrillen Angstp-fif f huschen die unappetitlichen, fetten Ratten in ihre Ritzen zurück. Ein rostiger Schlüssel scheppert im Schloß. Die Zellentür wird knarzend aufgestoßen. Ein verschwitzter, buckeliger Wärter zerrt 36 angekettete, finstere Gestalten hinter sich her. Draußen fliegt ein Schmetterling vorbei und wundert sich. Der Wind flüstert den Wolken von großen Untaten. Die Bäume raunen einander zu:"Schwere Jungs und leichte Mädchen." Der Umerziehungsprozeß läuft planmäßig ab: Tägliche Morgenfolter, nachmittags Tütenkleben, ungezählte fi:unden im Hof. Die Angst^ im Schlaf von Ratten angeknabbert zu werden^hält sie nachts wach. Die Gitterstäbe biegen sich unter der Last dieses elenden Anblicks und iingen leise melancholische Lieder von besseren Welten. Acht Jahre später: Ein gleißender Lichtstreifen schmerzt die an Dunkelheit gewöhnten Augen der 29 übriggebliebenen. Die Luke wird nun ganz geöffnet. Die Gefangenen entfernen die Spinnweben aus E<art und Mähne. Ein Tritt befördert sie in die Gosse. Unbeholfen stolpjern sie davon und szaugen den Duft der wiedergewonnenen Freiheit ein. Und Glockenblumen läuten ihnen den Weg zum Licht. P.S.: Lieber Leser! Das war zuviel für Dich, gell?! Doch, keine Angst! Es kommt noch dicker.

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