Maturazeitung BG Steyr Werndlpark 1987

CJie. hUfiü CJ, auf UATvnucHE CJeise gebai^ Frau Marianne WUHMP, Krankenschwester und Stillexpertin, sollte mit ihrem ersten Kind niederkommen. Selbstverständlich führte sie eine im geistigen wie im physischen Bereich vorbildhafte Ehe mit ihrem Gemahl, Herrn Prof. Alois W—y, Professor für Biologie, Physik und Werken am Bundesgymnasium flHüjf. Ebenso selbstverständlich hatte Frau WMHV ersten Jahren ihrer Ehe jedes künstlich-giftige Hilfsmittel zur Kontrazeption entrüstec abgelehnt und sich ausschließlich der Schleim- und Fiebermethode bedient, was wegen der dabei erforderlichen temporä ren Enthaltsamkeit die Nerven des Herrn Prof. Alois außer ordentlich strapazierte. Kein Wunder daher, daß es, als die sympt(5thermale Methode zur Erzielung eines Wunschkindes, womöglich eines Knaben, eingesetzt werden sollte, Uber einen längeren Zeitraum nicht zur Empfängnis kommen wollte. Herr Prof. W^B||||||V hatte damit zu tun, seine psychische Sperre zu überwinden, denn es war für ihn völlig un gewohnt, mitten in den spinnbaren Schleim und Mittelschmepz hineinstoßen zu müssen. Diese Zeit hatte aber auch ihr Gutes. Während Alois seine Hemmungen mittels autongen Trainings abbaute, hatte Frau ausführlich Gelegenheit, einen Berg dicker ■ Bücher über Schwanger schaft, Geburt, Stillzeit und Kindererziehung zu studieren und sich darüber hinaus tausend Ratschläge ihrer Mutter, Schwiegermutter und zahlloser Freundinnen anzuhören. Nun war es aber glücklich soweit, und total informiert - Frau WMW t leichtem Ziehen im Kreuz, Herr Professor mit etwas gemischten Gefühlen - betraten die werdenden Eltern die Frauen station des Krankenhauses in Jmif, das im ganzen Land für seine humane und sanfte Geburtshilfe bekannt war. Jeder dort, vom Chef bis zur jüngsten Schwester, hatte seinen Lamaze und Leboyer aus wendig im Kopf, daher hatte es für beide keine Debatte gegfüjen, daß man nur dort gebären würde. Leise Musik ertönte im Kreißsaal, weit und breit kein Ticken jener gefährlichen metallenen Apparate, die jede Mutter-Kind-Beziehung im Keim ersticken, weit und breit kein dammschnittlüsterner Arzt im weißen Kittel des Halbgottes. Gedämpftes Licht - kaum etwas zu sehen -, nur die biologisch einwandfreie Hebamme huschte hin und wieder herein und lauschte den kindlichen Herztönen mit einem Hörrohr, das aus dem Holz eines gesunden Nußbaumes geschnitzt war. Die Eröffnungsperiode zog sich etwas in die Länge, obwohl Herr Prof. WBBBIII^ Rücken und Flanken seiner Gattin kräftig massierte und von Zeit zu Zeit nach einem uralten Rezept an ihren Brust warzen spielte. Nur über die geeignetste Entbindungsposition war man sich noch nicht ganz einig, und so probierte Frau WflHMif in wiederholtem Zyklus die Geburt im Liegen, Hocken, Stehen, auch in Knie-Ellenbogen-Lage aus. Während sie mit dem massierenden Gatten solcherart schweißbedeckt durch den Kreißsaal rotierte, stieß sie unvermutet einen Schrei aus: Sie hatte ihre Tochter im Gehen geboren!

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2