PROFESSOREN SEITE5'^ früher oder später hätte Otto uns mit seinem unwiderstehlichen Lächeln und sei= ner mitreißenden Unterrichtsart (in all den Jahren hielt er uns mit \/ersetzun= gen in Atem] belehren können, sodaß wir alle Stones—,AC DO —,Nena .Platten zur Müllabfuhr gegeben hätten und unser ganzes Geld für Symphaniekonzerte aus= geben würden.Gott sei Dank hat er es noch nicht ganz geschafft ! Martin Begsteiger Norü;"Was, der neue Schulwart is a Zauberlehrling? - Ja, ja, so schaut er auch aus!" Mag. Marlene Krisper 30 gegen 1 Auf den Bänken sitzende, lungernde'Leguane, heiße Diskutierer, die jede Unterbrechung ihres Disputs als böswillige Einmischung empfänden, notleidende Abschreiber von Hausübungen, für die jede Pause zu kurz wird, gemäch].ich Eintrudelnde mit über= raschtem Blick, ob es am Rnde schon geläut= et habe, der Schulsprecher mit sorgenvoller Stirn ist heut zu Gast, aber er blickt be= reits bedeutungsvoll auf die Uhr, ein Läufer vom Dienst erwischt die Kurve nicht und kann sich des Gelächters sicher sein, ein passionierter Zahnarztbesucher hält sich die Hand auf die Wange und meldet sich mit leidender Miene ab, einige Statisten stehen etwas planlos herum, und dann noch die beruhigende Phalanx strickender Mädchen, ihr nützliches Wirken ist unbestreitbar. Es wäre unklug, in diese chaotischen Geschehnisse unmittelbar einzugreifen, nur nicht zu abrupt auf sich aufmerksam machen, es könnte sich die geballte Kraft an mir entladen, besser erst mit der Zeit da sein, es wird schon werden, einige haben mich schon bemerkt, am besten sich dem Klassenbuch zuwenden, es ist aber nicht da, vielleicht einmal lüften, oder versuchsweise lächeln, ja, lächeln ist immer gut, vielleicht will einer wissen, warum ich lächle, sich ja nicht nieder= setzen, nur in dem Fall, daß man es ohnehin aufgeben will. Es wird so unangenehm ruhig, kampflose Stille ohne Übergang, eine erwart= ungsvolle Stille, ist schon mein Auftritt? Der Kelch geht noch einmal an mir vorbei, zwei Referate stehen am Terminkalender. Das erste Referat wird jedoch nicht gehalten, der Referent hatte eine Panne mit der Panne, er konnte die Hör= spielfassung am Vorabend nicht mehr organisieren und entgegnet auf meine Vor= haltungen, was könne denn er dafür. Dafür gebührte ihm eigentlich eine Ohrfeige. Der zweite Referent ist abwesend, er läßt mir aber ausrichten, ich solle ihm getrost ein Sehr Gut im Semester geben, er werde das Referat an einem ihm ge= eigneten Termin nachholen und ich werde von der Qualität seiner Ausführungen begeistert sein. Nun gut, ich werde Stoff machen. Aber mir liegen noch die Bür= ger von Calais im Magen, dieses expressionistische Drama ist ein Trauerspiel,
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