5EITEÖ PROFESSOREN Es ist nicht leicht. Als spezieller Freund, besonders seit dem Augenblick, in dem ein Test nach dem beurteilt wurde, das über das hinausging, was die Fragen verlangten. Ond das ohne Vorwarnung. Fragen, die mit einem schlichten JA oder NEIN zu beantworten waren, wollten Romane. Man stelle sich die Aufregung eines empörungsbewußten Schülers vor... Neben mir liegen zwei Zettel mit einer Zusammenarbeit Goetbe/Flauptmann, und Goethe hat es wohl aufgegeben, sich mit den alle Jahre wiederkehrenden Verun glimpfungen seiner Reime im Grab umzudrehen. Vielleicht freut er sich ein we nig, weil das Versmaß stimmt... Sogar ein wenig Weisheit: "Bilde mir nicht ein ich könnt' was wissen oder gar die 8. B bekehren..." Der Kaffeefleck auf dem verhärmten Direktor [der sicherlich nicht von Goethe ist] paßt zu unseren PE—Stunden*(wobei mir weniger zum Wort mit der Abkürzung P et was einfällt, als vielmehr zum Wort mit der Abkürzung E]. Kaffeehaus. Ein Reich für Textilindustrie und diversen Gesellschaftstratsch, harmlose Würfelspiele, Verfassen von Briefen und Übersetzungen für den Aufsatz über das neueste, aktu ellste Breinesberger-Thema oder für das Erlernen des Wortschatzes einer schönen Fremdsprache. Manchmal, und in wechselnder Besetzung gibt es auch ein paar Spinner, die — sozusagen bei einem gedachten Kaffee - mehr oder weniger fach liche Gespräche über Psychologie und Philosophie führen. Wenn manchmal einer der Flerren Ringel, Piaton, Aristoteles und Descartes ein paar Worte ins Ge spräch - sozusagen vom Nebentisch - wirft, oder gar längere Vorträge hält, sind die Besucher kaum aufzurütteln. Die Runde der naiv Fachsimpelnden wirft den Fler ren einen bösen Blick zu, zeigt sieb sichtlich überfordert. Die Herren vom Ne bentisch kommen dann selten wieder. Die Kellnerin, bekleidet irgendwo zwischen Hampelmann und Jäger [wobei ersteres immer auf das typische Vonsichstrecken von Armen und Beinen warten läßt] sitzt zumeist bei der philosophierenden Runde, wird von Zeit zu Zeit in Gedanken an den Hl. Lehrauftrag von Gewissensbissen aufgeschreckt. Dann wendet sie sich, vom Münzengürtel [mit den Bildern von hoffentlich lauter züchtigen Herren - Kaiser Franz?] mit Klappern dezent begleitet an den Rest des Publikums. Mit an Wunder grenzender Ausdauer fischt sie aus dem längst durchschaut geglaubten Archiv unserer Schule Spezialeffekt um Spezialeffekt, stellt fächerübergreifende Zusammenhänge her. Zur Entwicklungspsychologie ein wenig "Schöne Tage", locker in die Logik eingestreut das Beispiel, daß alle Menschen und so auch Sokrates sterblich sind, das bei uns so sohlecht funktioniert, weil wir schon so reif sind, und die Tatsache der Sterblichkeit bei uns keinen logischen Beweis erfor dert. Schon gar nicht mit Formeln [Daß man mit Formeln nicht viel beweisen kann, hatten wir zu dem Zeitpunkt schon in Mathematik gelernt, vielmehr, daß die mei sten von ihnen falsche Ergebnisse geben: Und da wir ja nicht annehmen können, daß Husi, ... müssen wohl die Formeln ...]. Weiters ein Horoskop mit 8 Farben, die zu ordnen waren. In der Fachsprache heißt das, wie uns die Kellnerin ver sicherte, "Farbpsychologietest". Das hat alle von den Sesseln gerissen, zum Zahltisch strömen lassen, allein es paßte so wenig zwischen Kant und Descar tes... Beim Verlassen des Kaffeehauses, dankt man für geruhsame, schreibextensive Minu ten, grinst noch einmal über manchen bösartig-sarkastisch-schlagfertigen Scherz, erinnert sich, daß man vor 50 Minuten so laut "Sie kummt!" geschrien hat, daß sie es sicher gehört hat, und verzichtet darauf zu schreien: "Sie geht"... Michael Atteneder * psychologischer Einführungsunterricht Klasse:"Bekommt leicht Frau Professor Hauptmann auch ein Kind?" Prof. Wimmer:"Nein,...bei manchen Leuten ist es besser, wenn es nicht funktioniert.'
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