Maturazeitung BG Steyr Werndlpark 1983

PROFESSOREN )EITE^9^ steigen und das zeigen, was sie in den acht Jahren gelernt haben■ Aber im gros== sen und ganzen war ich da ein bißchen enttäuscht. - Wir haben ja im allgemeinen den Ruf, daß wir disziplinär etwas schwierig sind. . . Ich würde sagen, weniger disziplinär als eher menschlich. Mir geht in der Klasse ein großes menschliches Element ab, das in keiner Weise je zum Vorschein gekommen ist in der ganzen Zeit. Manche Klassen sind eben menschlicher, das geht der Klasse ab. -Meinen Sie zu wenig menschlich im Verhältnis Lehrer-Schüler? Ja. -Was hätten Sie sich da vorgestellt? Das ist ganz schwierig. Das ist eine gefühlsmäßige Sache, die man nicht erklären kann, aber das ist mir abgegangen. Es sind vielleicht die Führungspersönlichkeiten in dieser Klasse derartig starke Charaktere, die die anderen mitreißen und die die anderen nicht zu Wort kommen lassen. Das war es vielleicht. Vielleicht gerade die letzten drei Monate war der Unterricht so wie ich ihn mir vorgestellt habe, wo ich mir gesagt habe, es waren wirklich ein paar Super= i stunden dabei, da hat etwas herausgeschaut, da hat man Interesse geweckt viel= leicht auch für spätere Jahre. Und das ist, was ich erreichen will. Ob ihr jetzt gut redet oder nicht, ich möchte ja nur, daß ihr im Leben ein bißchen in weiter= schwimmt oder hin und wieder ein englisches Buch in die Hand nehmt. Das möchte ich erreichen, oder hätte ich erreichen wollen! . Ich glaube schon, daß gewisse Leute die Klasse sicher dominierend beher= sehen. Die Mädchen sind ja nie zum Zug gekommen bei euch, die waren ja förmlich arm. Die einzige Christine, die vehement aufbegehrt hat, manchmal auch mehr, als notwendig gewesen wäre, denn die hätte sich auch so durchgesetzt. Und der Rest der Mädchen - aber die werden sich auch durchsetzen, später, wenn sie ein mal frei sind von euch. - Und wie haben Sie die disziplinären Probleme gelöst? Schwitzend. Versucht mit Liebe, versucht mit Druck, aber keines hat zu dem gewünschten Erfolg geführt. Ich weiß nicht, welchen Eindruck ihr hattet, aber jedenfalls als Lehrer kommt man sich da manchmal ziemlich verlassen vor. - Im großen und ganzen sind Sie also erleichtert, wenn wir weggehen? Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagen wir so. Man hängt anjedem Schüler, auch wenn.ihr das nicht glaubt. So, jetzt geh i! Bert:"Wie erzeugt man Nitroglycerin in der Praxis?" Kliment:"Des is wie bei der Vermehrung der Igel: äußerst vorsichtig!" " Na, des ist nix für mi, da hab i Hemmungen", wollte Frau Prof. Breinesberger unserem Interview entkommen. Aber da wir einen ihrer guten Tage erwischt hatten, ließ sie sich auf eindringliches Bitten hin erweichen. Den Umstand, daß sie als einzige der befragten-Professoren ihr Statement vor der Klasse abgab, benützte sie, um ihren Wesen entsprechend eher eine gutgemeinte mütterliche Ermahnung, ein vertrauliches Abschiedswort an ihre Rotzbuben und -dirndl zu richten, als genauer auf die Fragestellung einzugehen und Idealvorstellungen vom Unterricht sowie deren Verwirklichung in unseren Englischgruppe zu analysieren. So lief das Interview mehr wie ein privates Gespräch ab. Interesse und Aufmerksamkeit waren rege und ungeteilt wie in den wenigen Stunden, in denen uns ein Thema wirlich zum Diskutieren herausforderte, eine Erage uns so wichtig war, daß wir uns schließlich nicht mehr von den mangelhaften Aus— drucksmöglichkeiten unserer Englischkenntnisse einschränken lassen wollten und auf Deutsch weiterdiskutierten.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2