Festschrift 50 Jahre Männergesangsverein Kränzchen 1908

Besuch des Wiener Schubertbundes. 51. ITlai. Ein prachtvoller Morgen leuchtete, als die langersehnten Gäste, erwartet von den beiden hiesigen Gesangoereinen, mit ihren sahnen um 5 Uhr am fifchhuberberge eintrafen. Unserseits wurde der Schubertbund durch den Vorstand Dr. sudvoig Kaser aufs herzlichste in schwungvoller Rede, vorn Vereine selbst mit dem Wahlspruche begrübt. Die Erwiderung der Schubertbiindler und die innigen Worte ihres Vorstandes franz Bobies bewirkten ein oiel hundertfaches „Hoch Schubertbund!“ Unter Vorantritt der Bürgerkorpskapelle wurde in die im festeskleide prangende Stadt eingezogen, zarte Mädchenhände spendeten den Gästen Blumen und Kränze, wofür die Sänger durch sieder dankten. Vor dem Rathause hiefj Bürgermeister loses Pältl die hochgeschätzten Wiener Gäste herzlich willkommen, geleitete sie in den Ratsaal zur Abgabe der sahne, Empfangnahme der Wohnungskarten und Eintragung in das Gedenkhiirh. Viele Herren vom Schubertbund sangen dann beim Hochamte in der Stadt­ pfarrkirche mit. Die Rachmittagsstunden wurden zu Spaziergängen in die reizende Umgebung, worüber die Wiener ganz entzückt waren, be­ nützt. Abends yt8 Uhr fand das Konzert zum Vorteile armer Witwen im Theater statt. Diese Aufführung erntete einstimmiges fab. Eine un­ gezwungene Zusammenkunft in Crammers Gast­ hof schloh um Mitternacht. Auch der Morgen des I.Juni lachte den Sängern freundlich ent­ gegen, den um 5 Uhr angetretenen Ausflug auf den Damberg begünstigend. Beim Schoiber wurde „Oberösterreicher Weinu aufgetragen und nach kurzer Rast der Weg auf die Haide fort­ gesetzt. wo die Wiener von der großartigen Rundschau ganz begeistert waren. Auf den freien, lichten Höh n. mit Liedern im Volkston begrüßt, wurde allerlei Scherz und Kurzweil getrieben und schwer trennte sich die Gesell­ schaft von dem herrlichen Punkte, um nach kurzem Aufenthalte in St. Ulrich, dem Mittag­ essen in Crammers Garten entgegen zu eilen. Bei diesem entfaltete sich bald die fröhlichste Stimmung, durch begeisterte Reden und An­ sprachen gewürzt. Die festliedertafel in Cram mers Garten eröffnete abends 7 Uhr der Gesamtchor „siedesfreiheit“ von Marschner. Die sieder des Schubertbundes wurden tadellos gesungen und mit stürmischem Beifall ausgezeichnet. Unser Verein hatte mit Führers „Waldlied“ glänzenden Erfolg, worauf der mit Begeisterung .aufgenommene Gesamtchor „Sturmbcfchiuörung“, den Schluß der Gesänge bildete. Auch die junge Welt kam auf ihre Rechnung, denn das in den Sälen folgende Tanzkränzchen währte bis in die frühesten Morgenstunden. Die frühstunden des 2. Juni wurden zur Besichtigung der Waffen­ fabrik benützt und um IO Uhr vormittags schweren Herzens in Wort und sied Abschied genommen von den lieb­ gewordenen freunden. Unseren Vorstand Dr. Ludwig Kaser ernannte der Schubertbund zu seinem Ehren- mitgliede. ü ; j St. Ulrich.

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