Festschrift 50 Jahre Männergesangsverein Kränzchen 1908

in welchen sie die Sänger freundlichst begrüßten und auf den Wert des deutschen siedes in Bezug auf das deutsche Volksbewußtsein hinwiesen. Diese und die begeisterten Warte ITlaagers entfesselten unbeschreiblichen Jubel. Unge­ fähr 8 Uhr abends sammelten sich die Teilnehmer am reichgeschmückten festplaße, und wurden sowohl die Gefamt- als auch die Einzeloorträge von der außerordentlich zahlreich erschienenen Zuhörerschaft mit rauschendem Beifalle aufgenommen. Den Beschluß machte nahe an Mitternacht die österreichische Volkshymne und ein prächtiges feuer- werk auf dem Dampfboote „Germania“. flach dem Weckrufe am Sonntag morgens 5 Uhr unternahmen die Sänger Ausflüge nach Göttmeig und Dürrenstein. Überall fanden sich hunderte von Menschen ein, um bei edlen Rebensaft den siederklängen aus frischen frohen Sängerkehlen zu lauschen. Die Steyrer, besonders das berühmte Quartett Röckl, Schachner, ßer- mannfchläger und Bodelak, haben sich überall ausgezeichnet und überall reichliche Zustimmung geerntet. Das Mittagmahl vereinte die Sänger wieder in Krems. Über die Vorschlag Göllerichs aus Wels sammelten sich die Öberösterreichischen Sänger nach Tisch im Vereinsheim der Kremser, wa Göllerich die Gründung eines Öberöster­ reichischen Sängeroerbandes anregte. Am 7. Juli feierte unser Verein sein Gründlings- und fahnenfest. Beim Hochamte in der Stadtpfarrkirche sang der Verein die Haslingerfche Vokalmesse mit dem „Tantum ergo“ von Anton Gruber. Um 4 Uhr nachmittags bewegte sich der Sängerzug, an dem sich der Turnverein und die Steyrer „siedertafel“ mit sahnen, sowie Ver­ tretungen von Waidhofen a. d. y., Mauthausen und Sierning teilnahmen unter den Klängen der Bürgerkorpskapelle vor das Rathaus, wo unter Böllerschüssen von der fahnenmutter frau franziska fyermann, die von den frauen Steyrs gespendete schöne sahne entfaltet, geziert und mit einer Ansprache begleitet, dem „Kränzchen“ übergeben wurde, flach dem „fahnenlied“ bewegte sich der Zug in Klobergers Gasthof. Die von den Vorständen der „siedertafel“ und des „Kränzchen“ gehaltenen Reden gipfelten in der Verbrüderung beider Vereine, was auch unter herzlicher Versicherung geschah, sied auf sied folgte, es war ein Weihefest in des Wortes Bedeutung. Donnerstag, den 18. Juli, fanden sich neben vielen anderen 27 Sänger von „Kränzchen“ und „siedertafel“ vor dem Rathause ein, dessen Balkon mit österreichischen, deutschen und bayrischen sahnen geschmückt war, um die Reise zum deutschen Sängerfeste in Dürnberg anzutreten. Kaum war der Sängerspruch „sied wird Tat, früh oder spat“ verklungen, feßte sich der Zug unter großer Teilnahme der Bevölkerung in Bewegung durch die beflaggten Gassen bis zum Beginne der Vorstadt Aichet, wo die Reiseteilnehmer die bereitstehenden Wagen bestiegen, die sie nach Wels beförderten, um mittelst Bahn ans Ziel gebracht zu werden. Die Aufnahme in Dürnberg war eine überaus herzliche, der Verlauf des festes ein großartiger. Am 10. August machte der Verein eine Schiffahrt nach Illaria-Winkling, wo wieder reges sehen und fröhliche Gemütlichkeit herrschte. Jn der Hauptversammlung am 17. August wurde Herr Georg Aichinger zum Vorstand, Anton Gruber zum Chormeister, Michael Pollok zum Schriftführer, seopold Jannes zum Kassier, Josef ßreitenlehner zum Archivar, franz fang sen. und Andreas Bramendorfer zu Vertrauensmännern gewählt. Bei dem am 18. August im Gastgarten „zum blauen Bock“ veranstalteten Geburtsfeste des Kaisers sangen „Kränzchen“ und „siedertafel“ gemeinsam die Volkshymne und „Das deutsche sied“. Über Einladung des Männergesangvereines in Waidhofen a. d. y. unternahm unser Verein am 15. Sep­ tember dorthin eine Sängerfahrt. Von den Waidhofner Sängern und einer zahlreichen Menschenmenge herzlich begrüßt, erfolgte der Einzug in die mit Blumen, sahnen, Kränzen und Willkomm-Sprüchen reich gezierten Stadt unter den Klängen der dortigen Bürgerkorpskapelle. Um 4 Uhr nachmittags fand im Gasthofe Strobl eine Unter­ haltung statt, bei der Einzel- und Gesamtchöre beider Vereine zum Vortrage gelangten, wobei insbesondere die „Kränzler" mit rauschendem Beifalle belohnt wurden. Um Mitternacht erfolgte mit Wagen die Heimfahrt nach Steyr. Am Silvesterabend, 51. Dezember, der recht lebhaft und unterhaltend verlief, wurde beschlossen, einen Teil der Einnahme der Kleinkinderbewahranstalt zu übergeben. 29

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