Festschrift 50 Jahre Männergesangsverein Kränzchen 1908

Rus „Problematische Rasuren “ Die Töne flössen zusammen zu Akkorden und endlich strömte in vollen rauschenden Wogen Beethovens herrliche „Sonate pathetique“, wie der Gesang eines Engels, der um Mitternacht mit ausgebreiteten Flügeln über die Erde schwebt und alles Erdenleid und alle Erdenqual in seinem göttlichen Herzen sammelt und es ausströmt in ein feierliches sied voll unendlicher Schwermut himmlischer Süssigkeit . 6. III. 1908. serien! — Du Wort voll Fröhlichkeit! Aufatmend spricht man's und es haucht daraus Wie Morgenluft, die frisch den Wand rer grüht. Man denkt dabei an s leichte Ränzlein und Den buchenlaubgefchmückten Reisehut. Das ist der Segen der Schulmeisterei. Dah uns im grauen Haar, wie unsere Jungen, Das Wörtlein „Ferien“ noch so silbern tönt Wie in der Knabenzeit; es hüpft das Herz Mit rafch’rem leicht’rem Schlage bei dem Wort Und breiter dehnt sich, atmend frei, die Brust. — Ja, ja, das ist das Glück der Schulmeister, Der richtigen, die ihre „Jungen“ lieber Als sämtliche Geheimen Räte seh n. Wir bleiben selber jung, wir alten Knaben; Wir wissen's, wie die jungen Herzen schlagen, Denn unser eig nes Herz ward noch nicht alt. 0 gold'ner Tag, da vom Gymnasium, flach durchgerungener Examensqual, Halb fliegend durch Alt-Münchens Gassen hin Jns Elternhaus zurück schritt der „Student“ ! Am andern Morgen schon mit zwei Korn raden Ging's auf die Wanderschaft — nicht viele Gulden, Doch eine ganze Zukunft eiteln Goldes Jm Reiseranzen, in die Ferien! So ging’s zum alten Isartor hinaus Gen Rosenheim, den lieben Bergen zu. Mit welchem Stolz in jedes Fremdenbuch Der sandmirthäuser (gar nicht Vorschrift war's!) Schrieb man den Flamen und „Student aus München“. 0 blaue Berge meines Heimatslands’ 0 duft’ge Jugendzeit — wie liegt ihr fern! 0 rascher Schritt durchs saub re, fremde Städtchen, 0 frischer Stegreiftrunk am Tor der Schenke, 0 nieder, fremde, eig ne, auf der Strohe Gefunden und gegeben: kleine Sträuhe, Dem Wanderburfch’ halb scherzhaft nachgeworfen Von Mädchenhand wohl über n Gartenzaun 0 duft’ge Jugendzeit — wie bist du fern, nichts mag der ersten serienreife doch An Unschuld und an Hoffnung sich vergleichen. Das sind des Hebens Osterferien! Jn weih und roten Frühlingsblüten prangt Das Dasein und wie Osterglocken klingt es So edel und so feierlich, so rein Und so verheihungsvoll!-------- 11

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