Festschrift 50 Jahre Männergesangsverein Kränzchen 1908

Den „IB.-G.-V. 5t. Veit ci. d. Glan“ beglückwünschten wir brieflich zum 40. Bestandsfest am 3. Dezember und den „M.-G.-V. Waidhofen a. d. y.u drückten mir am 20. Dezember zum Ableben seines langjährigen Ehren­ mitgliedes franz Steininger unsere Anteilnahme aus. Einem alten Sängerbrauche gemäß, versammelte sich auch diesmal am 31. Dezember der Verein im Hotel „Schiff“, um mit seinen zahlreichen freunden und Gönnern das scheidende Jahr fröhlich zu beschließen und das neue Jahre ebenso zu begrüßen. Die Vortragsordnung mar: „frühlingslandfchaft“ von Jul. Otto, „Auf der Braut- schau“ von Th. Kofchat, „Der treue Sebastian“, Märchenspiel von Josef Biber, „fusti* wohlauf, ist der steyrifche Brauch“ von Rud. Wagner, siederoorträge der frau Therese Jurkomitfch, „Die Gründung des Damensgesangoereines zu Klafchleben“, Singspiel von souis Krön, „Der starke Hans“ von Adolf Kirchl, „Bierlied“ von Rudolf Wagner, „Spiritisten“, komische Szene von Koch v. sangentreu, „Die listigen sustigen“, Posse mit Gesang von J. s. Weber. Ein großes Verdienst erwarb sich auch diesmal fräulein Anna ITlitteregger, welche die Klavierbegleitung muster- gütig besorgte, ebenfalls auch der Chormeister-Stelloertreter s. Hungsberger, der mit Umsicht alles leitete. Um die Mitternachtsstunde sprach Dr. Spaengler, umgeben von seiner Sängerfchar, die beifälligst aufgenommene sleujahrsrede. 1904. Jn der Probe, am 20. Jänner begrüßte Vorstand Dr. Spaengler, Herrn Dr. Alois Strommer, welcher sich bereit erklärte, die Leitung der Vereinsproben übernehmen zu wollen. Am Leichenbegängnisse, 27. Jänner, des Ehrenmitgliedes kais. Rat franz Tomiß nahm der Verein voll­ zählig mit sahne teil und sang vor dem Trauerhause den Chor „Über den Sternen“. Herrn Gerichtssekretär Karl Peter begrüßte der Herr Vorstand als neues Mitglied. „Eine Bauernhochzeit in Trattenbach“ war der Wahlspruch (angeregt von Prof. Goldbacher) unserer dies­ jährigen fafchingsunterhaltung am 15. februar, welche Veranstaltung der Verein mit Recht zu seinen gelungensten zählen darf. Schon der Gedanke, die immermehr in Vergessenheit geratenden Trachten und Gebräuche wieder einmal aufleben zu lassen, muß als ein glücklicher bezeichnet werden. Durch eine naturgetreu ausgestattete Bauernstube, betrat man den sinnig geschmückten Saal. Jn der anstoßenden Veranda erregte die treffend getreue Nachbildung des „Nixenloches“ beim Hintsteiner, die vollste Bewunderung. Die Einladung zu diesem feste war als „Cadfchreiben“ in Mundart abgefaßt, die Eintrittskarte wurde zum „Zödel“, auf dem die Tanzordnung zeigte, daß in unserer Mundart die fremdmörter für die Tänze gänzlich entbehrt werden könnten. Sichtlich überrascht waren die Besucher, als sie bei Eintritte als Damenspende ein niedliches „Trattenbacher Zaukerl“ (Messer) erhielten, dessen Klinge die Tanzordnung enthielt. Dieses kleine Kunststück ging aus der Meisterhand unseres Mitgliedes Karl Stiasny hervor. Um acht Uhr verkündeten Böllerschüsse das Nahen des unter Vorantritt einer Musikkapelle ein­ ziehenden Hochzeitszuges. Der erste war der „Bidlmann“, ihm folgten 16 festlich geschmückte Paare. Bald warfen die „Buam“ die Röcke weg und der „Ländler“ begann, zu dem zwei, weit und breit berühmte sändlergeiger, in ihrer eigentümlichen Sißbank fleißig aufspielten. Das war ein Bild, welches die Besucher wohl nicht leicht ver­ gessen werden. Die beim „Ländler“ gesungenen G’stanz’ln zielten größtenteils auf Vereinsbegebenheiten und wurden viel belacht. So wogte denn die große Schar von Gästen der „Bauernhochzeit“ dahin in fröhlichem Tanze und ungezwungener Unterhaltung. Selbst in der Ruhepause gabs diesmal etwas zu hören und zu sehen. Jn der Veranda war nämlich für die „Hochzeiter“ eine große Tafel gedeckt, wo bei fröhlichem Scherzen das Hochzeitsmahl auf blinkendem Zinngefchirr eingenommen wurde. Unter den „Buamdn“ hatten sich drei „Rüden“ gebildet, welche sich mit „Trußg’sdngln“ anfeindeten, doch löste sich alles in Wohlgefallen auf. Jm „Nixenloch“ wurde „Lebzelten“ und „Met“ verabreicht. Zitherklang ertönte und der unermündliche „Bidlmann“ gab hiezu eine Anzahl köstlicher „Schnaddhüpf'ln“ zum besten, welche die Mitglieder des „Kränzchen“ unbarmherzig trafen. Der Verein und seine verdienten Ballausfchußobmänner, Professor Goldbacher und franz Schwertfeiner, können mit Stolz auf diese Ver­ anstaltung zurückblicken. Und aus is der Tanz — Und hin is dö Pracht — Und ewi' is' schad — Daß öb'n dauert hat, oan Nacht! 107

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