Migration - Eine Zeitreise nach Europa

AFRIKANER IN OBEROSTERREICH HISTORISCHE UND AKTUELLE ENTWICKLUNGEN Michael John Empirisch können konkrete Begegnungen in grösserer Zahl zwischen Afrikanern und Einheimischen im Land Oberösterreich erst gegen Ende des Zweiten Welt kriegs festgestellt werden. In Wien als der Reichshauptstadt in der Kaiserzeit und der Bundeshauptstadt der Republik war dies etwas anders,in Oberösterreich kön nen wir aber vor 1945 nur von Einzelfällen sprechen.'„Blis gif me sam dschoggehd sagten wir zu den Amerikanern.", hielt der aus Oherösterreich stammende Germanist und Schriftsteller Alois Brandstetter in einer autobiographisch gepräg ten Schrift fest. Bei Kriegsende hatten die Brandstetters in einem Dorf in der Umgebung von Wels die ersten Afroamerikaner ihres Lehens gesehen:„Vater sagte mir damals, daß die Neger, von denen wir beim Einmarsch viele sahen, nun wieder abgezogen und im Korea Krieg eingesetzt werden. Die Schwarzen sind sehr gut im Kämpfen, sagte er, zum bloßen Besetzen, zum Herumsitzen und Eischen aber tun es Weiße auch. Er sagte, daß die Neger deshalb so gut kämpfen können, weil sie nichts zu verheren haben. Dunkelhäutige Menschen waren damals erst mals ein Thema,das die breite Bevölkerung beschäftigte. Klischees, Einstellungen und Kampagnen Bewegen wir uns ins Jahr 1981 — Österreich war mittlerweile etwas pluraler und hunter geworden, aber so bunt nun auch wieder nicht: Damals wurde der farbige Calypso-Star Harry Belafonte bzw. einer seiner Musiker in die Linzer Diskothek 'City'(ehemals das Linzer'Rosenstüberl')nicht eingelassen. Dieser Vorfall erregte international Aufsehen. Die Abweisung - obwohl aus 'rassistischer' oder fremden feindlicher Motivation grundsätzlich untersagt — gehörte und gehört zum Alltag 97 'fremd' aussehender, insbesondere dunkel pigmentierter Menschen, nicht nur in Linz und in Osterreich,sondern im gesamten deutschsprachigen Raum.Belafonte und seine Musiker hatten nach einem vielumjubelten Konzertin Linz Entspannung gesucht und waren dabei an mit Vorurteilen behaftete oder mit entsprechenden Anweisungen versehene Türsteher der damals bekanntesten Linzer Diskothek geraten. Diese rassistische und xenophohe Ausgrenzung gehört seit Anbeginn zum Alltag der heimischen Diskothekenszene und reicht bis in die Gegenwart: So ist etwa 1998 auch dem aus dem Senegal stammenden Berufsfußballspieler Cheikh 1 Vgl. dazu Walter Sauer(Hg.),Das afrikanische Wien, Wien 1996. 2 Alois Brandstetter, Vom Schnee der vergangenen Jahre,Salzburg-Wien 1979,S. 120f.

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