Migration - Eine Zeitreise nach Europa

IrölWIKHEIlADSHAnNSKOST I I \ \ Türkische Hausmannskost in Wien-Ottakring, Brunnenmarkt Gewerkschaftsbund die Gruppe lange Zeit nicht huchen, um die ausländischen Kollegen nicht vor den Kopfzu stoßen.^' Slavko Ninic, geboren 1952, wuchs im slawonischen Komletinci südlich von Vukovar auf. Seine Familie stammte aus dem kroatischen Teil Bosniens und sie delte sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Komletinci an. Das Unglück setzte sich fort: Sie übernahmen die Häuser der vertriebenen Deutschen. Doch dort waren sie mit den anderen kroatischen Bosniern Außenseiter. Die kulturelle Distanz zwi schen den bosnischen Kroaten und den kroatischen Kroaten sei enorm gewesen, bezogen sich die Bosnier doch auch auf die osmanische Tradition, und dies spie gelte sich auch im Liedgut wider. „Die Musik war eine Identitätssache", meint Slavko Ninic, denn darin hätte sich der ganze Stolz der bosnischen Kroaten aus gedrückt. „Für mich sind nach wie vor die bosnischen Lieder die besten, diejeni gen, die ich auch am besten singen kann und zu denen icb total stehe." Die Bedrückung angesichts der osmanischen Herrschaft sei noch spürbar, der FataHsmus, das Traurige. Wenn er diese Lieder singt, dann bekomme er noch heute eine Gänsehaut, weil diese Lieder „in die Seele" gehen. Gute Musik muss für ihn ins Herz gehen, weswegen er keinen Zugang zu inteUektueUer Musik finden kann. Musik ist für ihn dann gut, wenn ihm Tränen in die Augen kommen. Er weiß, dass die Wiener TschuschenkapeUe Nischenmusik spielt und dass sie mit ihrem Konzept, die Musik verschiedener Länder zu spielen, unter den Migranten zunächst auf wenig Gegenhebe gestoßen war. Damals seien die „Gast arbeiter" nur in ihren Klubs gesessen und hätten sich ausschließlich die Musik der Gegend,aus der sie gekommen waren,angehört.Ihm sei das zu eng gewesen,meint Slavko. Einer seiner Sätze wurde schon oft zitiert: „Ich will nicht nur Musik aus 81

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