VON DER ANWERBUNG DER .GASTARBEITER" BIS ZU DEN FOLGEN DER GLOBALISIERUNG: ARBEITSMIGRATION IN ÖSTERREICH Michael John Die staatlich geförderte Arbeitsmigration in Europa hatte in den 1950er Jahren eingesetzt. Die Industriezentren in Belgien, Holland, Nordwestdeutschland und Frankreich benötigten Arbeitskräfte, um den Wirtschaftsaufschwung vorantrei ben zu können. Bereits 1954 wurden italienische und spanische Arbeiter in nord französische und belgische Bergbau- und Stahlzentren verschickt. 1955 verein harten die Regierungen das deutsch-itahenische Anwerbeahkommen. Bilaterale Verträge regelten arheitsrechthche Fragen,AnwerhesteUen sorgten für die Rekru tierung. Osterreich folgte erst später: In Österreich hatten sich nach 1945 rund 300.000 sog. Volksdeutsche Vertriebene angesiedelt, die vorerst staatenlos waren und die man später einbürgerte.' Diese deutschsprachigen Vertriebenen und Flüchthnge aus Osteuropa waren von Anbeginn in der österreichischen Wirtschaft tätig und substituierten damit in den fünfziger Jahren die Anwerbung auswärtiger Arbeitskräfte, die in anderen Ländern früher eingesetzt hatte. Beginn imd Entwicklimg der sog. Gastarbeiterwanderung Anfang der sechziger Jahre herrschte in Österreich nahezu Vollbeschäftigung,zur weiteren wirtschaftlichen Expansion wurden zusätzliche Arbeitskräfte benötigt. Die sog. „Gastarbeiter"wanderung begann. Die Bundesrepublik Deutschland warb ab den späten 1950er Jahren auch aus Österreich massiv Arbeitsmigranten an. 1961 lag Österreich mit 43.300 Beschäftigten in der BRD als Gastarbeiter herkunftsland an fünfter Stelle hinter Italien (224.600), den Niederlanden (65.400), Spanien (61.800) und Griechenland (52.300), allerdings deutlich vor Jugoslawien(23.600)und der Türkei(18.600). In der Schweiz wurden 1960 37.700 Österreicher gezählt. Während die Abwanderung österreichischer Arbeiter in den fünfziger Jahren als Ventil für den zu dieser Zeit bestehenden Uherschuss vor allem an höher qualifiziertem Personal noch positiv eingeschätzt wurde, ent wickelte sich in den frühen sechziger Jahren auf dem heimischen Arbeitsmarkt ein denthcher Fngpass. Diese sog. through-put-Situation — Österreich als Abgabe- und gleichzeitiges Annahmeland im Rahmen internationaler Arbeitsmigration-besteht bis in die Gegenwart, wenngleich sich aus der einstigen Balance von Zu- und Ab wanderung mittlerweile ein klares Ubergewicht der Zuwanderung ergeben hat. 1 Vgl. Rainer Müuz/WoUgang Seifert/Ralf Ulrich/Heinz Fassmann, Migration.smuster, Integration und Exklusion von Ausländern. Deutschland und Osterreich im Vergleich (= Demographie aktuell. Vorträge - Aufsätze - For schungsberichte Nr. 10), Berhn 1997, S. 3.
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