günstig ist. Die Babyboom-Generation der 1960er Jahre nnd die Zuwanderer der 1980er und 90er Jahre führen heute zu einer großen Zahl von Erwerbsfähigen. Ihnen stehen aufgrund der Kriegstoten des Zweiten Weltkriegs immer noch ver gleichsweise wenige Alte gegenüber. Aus rein demographischer Sicht befindet sich unser Pensionsversichernngssystem somit in einer relativ günstigen Situation. Dass die Pensionsversicherung dennoch vor Finanziernngsprohlemen steht, ist eine Folge gestiegener Arbeitslosigkeit, vor allem aber eine Konsequenz des stark gesunkenen Pensionsalters. Osterreich hat zwar eine im internationalen Vergleich immer noch sehr niedrige Arheitslosenrate, aber in Westeuropa auch eines der niedrigsten Pensionsantrittsalter. Mit etwa 58 Jahren gehen wir früher in Pension als unsere Nachbarn in Europa. Ein so frühes Pensionsalter bedeutet zusätzliche Lasten für die Pensionsversicherung, denen auf der Beitragsseite keine entspre chenden Einnahmen gegenüber stehen. Zu den derzeitigen Finanziernngsprohlemen der Rentenversicherung werden neue hinzukommen. Denn die Zahl der alten und pensionsherechtigten Personen wird in Osterreich zukünftig auch aus demographischen Gründen rasch wachsen, die Zahl der Beschäftigten, die in die Sozialversicherung einzahlen, hingegen nicht. Zugleich bestehen erhehhche Widerstände gegen eine Anhehung der Bei träge zur gesetzlichen PensionsVersicherung. Fast alle Diskussionsheiträge zum Thema „internationale Wettbewerbsfähigkeit" münden in die Forderung: Entla stung der Arbeit, weniger Lohnnehenkosten am Wirtschaftsstandort Osterreich. Die Jüngeren unter den heute ökonomisch Aktiven werden sich daher — gemessen am letzten Aktiveinkommen — entweder mit geringeren Alterspensionen aus der gesetzhchen Pensionsversicherung begnügen müssen. Das setzt private Erspar nisse voraus. Oder sie müssen über das 60. Lehensjahr,zukünftig vielleicht sogar über das 65. Lehensjahr hinaus berufstätig bleiben. Dies geht allerdings nur, wenn es dann einen funktionierenden Arbeitsmarkt für ältere Menschen giht. Derzeit ist dies bekanntlich nicht der Fall. Im Gegenteil: Sowohl privatwirtschaftlich geführ te Betriebe als auch der öffentliche Dienst versuchen ihre Beschäftigten nach Möghchkeit mit 60 Jahren oder noch früher in Frühpension zu schicken. Die Alterung der Bevölkerung belastet zugleich die Krankenkassen. Auch hier werden die Kassenleistungen voraussichtlich reduziert oder die Dauer ihrer Inan spruchnahme stärker beschränkt werden. Schon jetzt bemühen sich gerade die privaten Krankenkassen in erster Linie um jüngere und gesunde, also um mög58 liehst „kostengünstige" und risikolose Versicherte. Hinzu kommt,dass Geldleistungen alleine nicht ausreichen, nm eine adäquate Betreuung älterer und gehrechlicher Menschen auch tatsächlich sicherzustellen. Was Osterreich benötigt, ist eine angemessene Infrastruktur im Gesundheits- und Pflegebereich für die zukünftig rasch wachsende Zahl hochaltriger Menschen. Das hat nicht nur mit der absehbar wachsenden Zahl der Hochaltrigen zu tun,sondern auch mit veränderten Famihenstrukturen. Denn derzeit wird der überwiegende Teil der Pflegeleistungen von nahen Angehörigen unentgelthch und mehr oder weniger freiwilhg erbracht. In Zukunft wird sich das Ausmaß der in den FamUien quasi „gratis" erbrachten Pflegeleistungen weiter reduzieren. Das ist eine Spät folge sinkender Kinderzahlen, aber auch eine Konsequenz der größeren Umzugs häufigkeit. Immer mehr Menschen bleiben kinderlos. Aber auch wer Kinder hat.
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