Migration - Eine Zeitreise nach Europa

treten werden. Zugleich wächst mindestens bis 2030 Jahr für Jahr die Zahl derer, die in Pension gehen. Die Strategie der letzten beiden Jahrzehnte — nämlich die konsequente „Verjüngung" der Belegschaften - stößt damit aus demographischen Gründen an ihre Grenzen. Angesichts einer alternden und schrumpfenden einheimischen Bevölkerung haben wir drei Optionen. Erstens: die poütisch angestrebte Anhebung des Pen sionsalters bei Männern und Frauen - also die Verlängerung der Lebensarbeits zeit; zweitens: eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Erauen — insbesondere von Müttern, was allerdings mehr ganztägige Formen institutioneller Kinderbetreuung voraussetzt; drittens sehheßhch die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte. Nur so lässt sich ein Rüekgang der Erwerbshevölkerung hei gleichzeitig rasch stei gender Zahl von Pensionisten vermeiden. Trotzdem wird sich die Struktur des Arheitskräfteangebotes verändern. Das Durchschnittsalter der Berufstätigen steigt. Da weniger Schulabgänger nachrücken,reduziert sich auch die Zahl jener Arbeitskräfte, die neu erworbene Qualifikationen, Innovationsbereitschaft und jugendhche Dynamik mitbringen. Dies ist zugleich eine beträchtliche Herausforderung für das BUdungssystem. Denn was wir mehr denn je brauchen werden, sind Schulahsolventen, die ihr Wissen auch während ihres weiteren Lebens auf den neuesten Stand bringen können und wollen. Ziel sind also nicht die „fertigen", sondern die systematisch lernfähigen und neugierigen Ahsolventinnen und Absolventen. Doch auf lebens langes Lernen und die Vermittlung von Wissen an Berufstätige sind heute weder unsere Schulen noch unsere Universitäten vorbereitet. Da ein steigendes Alter der Beschäftigten in der Regel auch eine „Alterung"berufsspezifischer Kenntnisse und Fähigkeiten bewirkt, ergibt sich eine viel größere Notwendigkeit zur beruflichen Weiterbildung, aber wohl auch die Notwendigkeit einer gezielten Rekrutierung qualifizierter Migranten. Eine weitere Herausforderung an das BUdungssystem,aber auch an die KommunalpoUtik ist die zunehmende Heterogenität der jüngeren Generation. Hier ist der AusländeranteU schon heute größer als hei den Erwachsenen. Dafür sorgt nicht bloß die Zuwanderung,sondern auch die heträchthche Zahl im Inland gebo rener Kinder mit ausländischem Pass. Sie zu integrieren, damit wir in Zukunft nicht in einer entlang ethnisch-kvdtureller Grenzen gespaltenen Gesellschaft leben müssen, ist vor allem eine Aufgabe der innerstädtischen Schulen und Jugendein richtungen. Denn hier konzentriert sich die ausländische Bevölkerung. Das damit 57 verbundene Konflikt- und Frustrationspotential ist schon jetzt heträchtUch, die Fähigkeiten zur Lösung dieser Probleme sind dagegen nicht ausreichend ent wickelt. Dies ist ein Bereich, in dem das „offizielle Osterreich" viel zu lange weggeblickt hat. Probleme der Pensionsfinanzierung Absehbar prekär wird die Situation für die PensionsVersicherungen. Denn wir befinden uns heute in der paradoxen Situation, über aktuelle Schwierigkeiten der Finanzierung der Pensionsversicherung diskutieren zu müssen, obwohl die Rela tion zwischen Erwerbstätigen und Personen im Rentenalter derzeit noch relativ

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2