Migration - Eine Zeitreise nach Europa

während der 1990er Jahre wuchs die US-Bevölkerung um mehr als 30 Milhoueu Menschen. Zwei Drittel dieses Wachstums verdanken sich dem Gehurtenüberschuss, ein Drittel der legalen wie illegalen Zuwanderung. Durch die Einwanderer, von denen heute fast alle aus Lateinamerika und Asien stammen,und durch deren später im Land geborene Kinder bleiben die USA - im Gegensatz zu Europa und Japan - eine sich ständig wieder verjüngende Gesellschaft. Dabei wird dieser Teil der Neuen Welt demographisch wie kulturell zu einem Mosaik,in dem sich der Rest der Welt „spiegelt". In Europa halten viele eine solche Entwicklung für das Ende unserer abendländischen Kultur. Die Amerikaner sehen diese Znwanderer hingegen als Bereicherung ihrer eigenen Zivilisation und als Bestätigung ihrer herausgehobenen Stellung in der Welt. Weniger Schulen, mehr Pensionisten, mehr ansländische Arheitskräfte Was bedeuten diese Veränderungen für unsere Gesellschaft? Übhcherweise bewir ken demographische Veränderungen bloß eine „Revolution auf leisen Sohlen". Nur selten machen sich Veränderungen kurzfristig so drastisch bemerkbar wie der Geburtenrückgang in Ostdeutschland und in anderen postsoziahstischen Gesell schaften Mittel- und Osteuropas nach 1989. Doch auch längerfristig wirksame Verschiebungen der Altersstruktur können und werden unsere Gesellschaft nach haltig verändern. Durch die gesunkenen Kinderzahlen kommt z.B. auf unser Schulsystem ein erhebliches Problem zu. Viele Schulstandorte werden in Zukunft mit erheblichen Rekrutierungsproblemen zu kämpfen haben, sobald die Schülerzahlen deutlich sinken. Dies gilt insbesondere für weniger stark besiedelte und durch Abwan derung sowie durch eine schrumpfende Bevölkerung geprägte Regionen Öster reichs. Dazu gehören vor allem weite Teile der Ober- und Weststeiermark, das obere Waldviertel, Teile des Mühlviertels, das Südburgenland und angrenzende TeUe der Oststeiermark, Südkärnten und Osttirol. Unser Bildungssystem und andere Bereiche unserer Infrastruktur sind derzeit kaum in der Lage,auf solche Veränderungen angemessen zu reagieren. Ein Groß teil der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Bediensteten anderer Infrastruktureinrichtnngen sind Beamte auf Lebenszeit mit Versetzungsschutz. Die meisten werden sich weigern,an einer anderen Schule oder gar ein stärker benötigtes Fach gg zu unterrichten. Sie werden sich möghcherweise auch weigern. Erwachsene wei terzubilden,obwohl dies angesichts einer ebenfalls alternden Erwerbsbevölkerung im 21. Jahrhundert zweifellos zu einer zentralen Aufgabe des Bildungssystems werden soUte. Das macht es schwer, das vorhandene Büdungssystem dem zukünf tigen Bedarf anzupassen. Das heißt: Die heute schon absehbaren Folgeprobleme demographischer Veränderungen treten zwar nicht mit „schicksalhafter" Notwen digkeit ein. Aber sie sind durch das Beharrungsvermögen unseres pohtischen Systems und des öffentlichen Dienstes auch nicht leicht vermeidbar. Auf den Arbeitsmarkt wirkt sich die Bevölkerungsentwicklung ebenfalls aus. Dies hat damit zu tun, dass in Zukunft immer weniger hier geborene Jugendliche und jnnge Erwachsene mit frisch erworbener Qualifikation ins Berufsleben ein-

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