Migration - Eine Zeitreise nach Europa

fiel jedoch mit einer Strukturkrise des Wohlfahrtsstaats zusammen. Die Zunahme der Fremdenfeindlichkeit im Gefolge der neuen Zuwanderung lässt sich zwar in historische Muster einpassen, ist jedoch auch in anderen Staaten eingetreten und kann daher nicht in erster Linie als österreichisches Spezifikum dargestellt werden. Schließlich noch eine Bemerkung zur neuesten Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Migration: Im Jahre 1998 wurden auf dem österreichischen Arbeitsmarkt rund 298.800 ausländische Arbeitnehmer ausgewiesen,1999 waren es 298.600(rd. 10%). 2000 stieg die Zahl der Ausländer und Ausländerinnen auf dem Arbeits markt auf 319.400im Jahresdurchschnitt,2001 auf 329.000 und 2002 auf 334.100 (rd. 10,9 %). Im JuH 2002 wurde mit 348.900 gemeldeten ausländischen Arbeits kräften der bisherige Höchststand an ausländischen Beschäftigten in der Ge schichte Österreichs (Erste und Zweite Republik) gemessen." Befürchtungen, durch den Regierungseintritt der mit ausländerfeindlicher Programmatik agieren den Freiheitlichen Partei Österreichs werde ein von dieser angekündigter „Zuwanderungsstopp" realisiert, sind bislang nicht eingetroffen, das Gegenteil ist eingetreten. Statistik Austria registrierte etwa hinsichtlich der Jahre 2001 und 2002 eine besonders starke Ausprägung des Migrationsvolumens ausländischer Zuwanderer ebenso wie des Wanderungssaldos in Österreich." Auch eine ange kündigte Begrenzung der Verleihung von Staatsbürgerschaften wurde in den letzten Jahren nicht betrieben.Im Gegenteil wurden 2000,2001 und 2002 Rekord werte an Einbürgerungen festgestellt. Dies ist auf arbeitsmarktspezifische, auf ökonomische Faktoren und Interessen zurückzuführen ebenso wie auf demo graphische Gegebenheiten (zunehmende Uberalterung der Gesellschaft und lang jährige negative Geburten-Sterbe-Bilanzen der inländischen Bevölkerung).'® Eine Tatsache ist allerdings auch, dass durch einige legistische Veränderungen (Gesundheitszeugnis, „Integrationsvertrag") ebenso wie bestimmte de-facto Ver schlechterungen (beispielsweise hinsichtlich der Bundesbetreuung bei Asylwer bern) der ohnehin schon starke Druck auf Teile der ausländischen Bevölkerung weiter zugenommen hat; schliesslich existieren angesichts des gegebenen gesell schaftlichen Klimas auch Sorgen hinsichtlich weiterer möglicher Verschlechterun gen. Der starke Anstieg der Einbürgerungsquote in Österreich ist auch in diesem Kontext zn betrachten. 35 Vgl. dazu beispielsweise Günther Ogris, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit in Ost- und Westeuropa. In: Michael Ley/Ernst Gehmacher (Hg.), Das Ende des Nationalismus. Neue Fremdenfeindlichkeit und neonatio nalistische Aufbrüche in Ost- und Westeuropa, Wien 1996, S.93- 150 sowie Christof Parnreiter, Migration und Arbeitsteilung. Ausländerinnenbeschäftigung in der Weltwirtschaftskrise, Wien 1994,S. 174f. 36 Statistik Austria, Statistische Übersichten 2001/02/03(online) 37 Statistik Austria (Hg.), Wanderungsstatistik 2001, Wien 2002, S. I3f; Statistik Austria, Wanderungsstatistik [Fachbereich 15]2003(online) 38 Vgl. dazu auch den Beitrag von Rainer Münz in diesem Band. 25

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