Migration - Eine Zeitreise nach Europa

immer bedeutet hat bzw. bedeuten wird", meinte er in Richtnng der Freiheitbchen Partei.^' Die Freiheitliche Partei Österreichs realisierte in den 1990er Jahren in Wien einen Anstieg von 6 % auf mehr als 25 % der Wählerstimmen unter Ver wendung massiver fremdenfeindheher Wahlpropaganda, geführt von Rainer Pawkowicz,der Name des Wiener Politikers ist slawischer Herkunft. Schheßheh treffen wir auch im bürokratischen Apparat immer wieder auf Spitzenheamte, die offenbar einen familiären Zuwanderungshintergrnnd hatten und denen gleichzeitig Härte im Umgang mit Zuwanderern nachgesagt wurde, wie etwa Stefan Stortecky, Vorstand des fremdenpolizeUichen Büros der Bundespolizeidirektion Wien, oder Hans W. Sokop, den ehemaligen Leiter der Magistratsahteüung62(MA 62),der Anträgefür eine Familienzusammenführung von Türken zurückwies, „weil hei Menschen dieses Kultnrkreises eine Anpassung an mittel europäische Sitten kaum stattfindet" (Kopftuchhescheide). Schheßheh wurden auch Anträge „wegen drohender Überfremdung" abgelehnt." Und nun hat der znständige Minister im Jahr 2003 Christian Romanoski, der der freiheithchen Partei nahe stehen soU, zum neuen Leiter der sensiblen Asyl- und Betreuungs ahteilung des Innenministeriums berufen; er gilt als „Hardliner" wie Matzka und Stortecky." Alle hier genannten Personen können als voUständig assimihert gelten, in zweiter, dritter oder vierter Generation, als erfolgreich, weniger permissiv als restriktiv gegen ausländische Znwanderung eingestellt — ein Ergebnis nachhaltiger Assimilation? Es kann festgesteUt werden, dass einige Politiker, die noch in gewisser Weise Verhindnng zur Herkunftskultur ihrer Familien hielten oder halten, sich definitiv von fremdenfeindlichen Attitüden fernhielten. Dies gilt für den Langzeit-Kanzler der Repuhhk, Bruno Kreisky, ans einer jüdisch-mährischen Familie stammend, für den ehemaligen Bundeskanzler Fred Sinowatz aus hurgenländisch-kroatischer Famihe, der mehrfach das gleichnamige Dorf in Kroatien besuchte, den Ex Kanzler Franz Vranitzky, dessen Vater noch tschechisch beherrschte, und Ferdi nand Lacina,langjähriger sozialdemokratischer Finanzminister der Repuhhk,der in seinen Kinderjahren zu Hause tschechisch sprach,ebenso wie er tschechischen Sprachunterricht erhielt."Und Helmut Kukacka(Volkspartei)erklärte zumindest öffenthch, dass einer seiner Vorfahren ein tschechischer Zuwanderer gewesen sei und er nicht daran denke,seinen Namen zu ändern: Er war 1987 damit konfron tiert gewesen, dass sein damaliger Landesparteivorsitzender vor laufender Kamera geäußert hatte: „Der hätte das Zeug zum (oherösterreichischen) Landes- 21 hauptmann,wenn dem nicht sein unmöglicher Name entgegenstünde.""Immerhin bekennen sich heute in Österreich — vor allem in Wien-zwischen 5.000 und 10.000 Nachkommen tschechischer Zuwanderer im Rahmen einer amtlichen Nachfrage (Volkszählung) zum Gehrauch der tschechischen Sprache im Alltag." Hundert24 Vgl. Parlamentskorrespondenz Nr. 546 vom 9. Juli 2002. 25 Der Standard vom 16. Dezember 1998,S. 8. 26 Der Standard vom 22. Jänner 2003. 27 Vgl. dazu Michael John/All)ert Lichtblau, Die Entwicklung der tschechischen und slowakischen Minderheiten in Wien — Strukturmerkmale und Assimilationsfaktoren. In: SWS- Rundschau (Sozialwissenschaftliohe Studien gesellschaft), 31. Jahrgang, Heft 1/1991, S. 121ff. 28 Täglich alles vom 3. Dezember 1987,S. 18. 29 Schätzung basierend auf den Ergebnissen der Volkszählung 2001 (17.742 Personen mit tschechischer Umgangssprache, davon 11.035 Inländer).

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