Migration - Eine Zeitreise nach Europa

Die langfristige Zunahme der Einbürgerungen ist in erster Linie auf den Staats bürgerschaftserwerb jugoslawischer bzw. ex-jugoslawischer und in den letzten Jahren immer mehr auch türkischer Staatsbürger zurückzuführen. Während 1982 nur 292 Türken und Türkinnen die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen bekamen, waren es 1999 bereits 10.463 Personen. Die Integrationshereitschaft türkischer Staatsbürger hinsichtUch der österreichischen Gesellschaft hat in den letzten zehn Jahren zweifellos stark zugenommen. Eine der Ursachen dieser Ent wicklung dürfte die Änderung der türkischen Gesetze für den Fall der Zurück legung der türkischen Staatsangehörigkeit aus Anlass der Einbürgerung sein, die 1995 in Kraft trat und nun keinen Verlust des Erbrechts und des Rechts auf Landbesitz mehr vorsieht. Ebenso kann in der zunehmenden Perspektivlosigkeit, die viele türkische Staatsbürger kurdischer Herkunft angesichts der jüngeren pohtischen Entwicklung in der Türkei als Haltung angenommen haben,ein Motiv für den Staatshürgerschaftserwerh in Osterreich gesehen werden. Der 1994 bis 1999 feststellbare Rückgang an Einhürgervingen von Personen, die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen, ist mit dem Ende der Kriegshandlungen zu erklären. Ende der neunziger Jahre stiegen die Einbürgerungen aus dem süd osteuropäischen Krisenherd jedoch wieder stark an. Fast verschwunden sind die Einbürgerungen von EU-Angehörigen, die seit dem EU-Beitritt Österreichs meist als überflüssig erachtet wird.'" Die politische Liberahsierung in den ehemaligen kommunistischen Ländern Osteuropas führte vorläufig dazu, dass sich etwa auch aus Polen, der ehem. Tschechoslowakei oder aus Ungarn stammende Migranten eher weniger für die österreichische Staatsbürgerschaft interessieren. Die dennoch gestiegene Zahl eingebürgerter Osteuropäer ist in erster Linie auf eine erhöhte Anzahl von Anträgen rumänischer Staatsbürger zurückzuführen. Die sog. „Naturalisierungen" erreichten nach dem Jahr 2000 einen bislang seit den fünfziger Jahren (Einbürgerung der „Volksdeutschen" Vertriebenen) nicht mehr erreichten Spitzenwert. Mit 4,3 % auf 100 im Lande lebende Ausländer wies Osterreich 2001 eine der höchsten Einhürgerungsquoten in Europa auf. Der Anstieg der Einbürgerungen in den letzten Jahren war primär eine Folge der durchschnitthch länger werdenden Aufenthaltsdauer der ausländischen Staats angehörigen. Es erwarben 2001 insgesamt 32.080 vorher staatsfremde Personen die österreichische Staatsbürgerschaft, 2002 wurden 36.011 Einbürgerungen aus gewiesen. Die absolut höchste Zahl an Einbürgerungen hatte Wien aufzuweisen, IG gefolgt von Niederösterreich. Ein knappes Drittel aller Eingebürgerten wurde bereits in Österreich geboren. Die Neo-Staatsbürger waren überdurchschnittlich jung. Ein knappes Drittel aller Einbürgerungen (12.140 Personen oder 33,7 %) betraf Kinder unter 15 Jahren, 9.163(25,5 %)waren zwischen 15 und 29 Jahre alt."' Am 8. Juli 1998 hatte der österreichische Nationalrat ein neues Staatsbürger schaftsgesetz beschlossen, das von den damaligen Regierungsparteien (Sozial demokratische Partei Österreichs, österreichische Volkspartei) vorgelegt wurde. Das Gesetz stellte allerdings das Ergebnis einer Diskussion dar, die Mitte der neunziger Jahre in Wien von der Freiheithchen Partei, der zweitstärksten politi18 Vgl. Statistische Nachrichten,Heft 10/1997,S. 828f. 19 Vgl. Statistisches Jahrbuch Österreichs 2003,Wien 2003,S. 78ff. Statistik Austria 2003,Einbürgerungen (online).

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