arlberg und Wien, wenngleich auch eine Tendenz znr Diversifizierung deutlich wird. So hat der Ausländeranteil in einigen oherösterreichischen Städten, z.B. in Linz und Wels,sowie in der Stadt Salzburg und im Raum Innsbruck in den letzten Jahren disproportional zugenommen. In Oherösterreich ist eine besonders deut liche Steigerung wahrzunehmen: von 2,8 % (1986) auf nahezu 8 % (1994) in einem relativ kurzen Zeitraum. In Oherösterreich hatte der Trend hin zur Ein hindung billiger, vornehmlich unqualifizierter ausländischer Arbeitskräfte durch die Existenz der verstaatlichten und staatsnahen Industrie in Linz, Steyr und Hanshofen ebenso eine Verzögerung wie eine Ahschwächung erfahren. In den die Wirtschaft damals dominierenden Industriehetriehen (VOEST, Stickstoffwerke, Steyr-Werke) wurden in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren in erster Linie österreichische Arbeitskräfte eingesetzt, tausende Umlandpendler fanden dort Arbeit. Mit der sog. Verstaatlichtenkrise änderte sich diese Situation.'"' Die grobe Tendenz der wirtschaftlichen Entwicklung in Osterreich üher die gesamten neun ziger Jahre hin ist so beschaffen gewesen, dass von einem Nachlassen der Nach frage nach ausländischen Arbeitskräften nicht ausgegangen werden kann: Die Privatisierung der ehemahgen verstaathchten Industrie, die Ausweitung des Dienstleistungssektors, verstärkte Investitionen durch ausländisches Kapital, die Tendenz zur vermehrten Herausbildung von Niedriglohnarbeitsplätzen („MacJobs")förderte die Nachfrage nacb leistungsfähigen,jungen und kostengünstigen Migranten.'" Begleitet wurde die starke Zuwanderung zu Beginn der neunziger Jahre von politischen Protesten im österreichischen Parlament und in der öffenthchen Dis kussion. Jeweils unter Zustimmung bzw. unter dem Meinungsdruck erhebhcher Teile der Bevölkerung wurden seit den frühen neunziger Jahren sukzessive das Asylgesetz verschärft und ein neues Fremdengesetz sowie ein Aufenthaltsgesetz geschaffen.'"Als die treibende politische Kraft migrationskritischer Haltungen,die Freiheitliche Partei Österreichs im November 1992 ein „Antiausländervolksbegehren" inszenierte, das österreichweit jedoch nur von 7,4 % der Wahlberechtigten unterzeichnet wurde,formierten sich Gegenkräfte: In zeithcher Parallele mit den Lichterketten gegen Anschläge auf Asylheime und Wohnungen türkischer Zuwanderer in Deutschland führte dies zu österreichweiten Protestversamminngen gegen Fremdenfeindlichkeit, welche mit dem Wiener Lichtermeer am 23. Jänner 1993 in die größte Demonstration der Zweiten Republik mündeten.'" Nach einem von ■|4 Eremdenfeindhchkeit mitgeprägten Nationalratswahlkampf des Jahres 1999 wurde erneut eine Großdemonstration „Gegen Rassismus und Fremdenfeindlich keit abgehalten". Am 12. November 1999 nahmen in Wien rund 50.000 Personen daran teil. 14 Vgl. Michael John, Bevölkerung in der Stadt. 'Einheimische' und 'Fremde' in Linz (19. und 20. Jahrhundert), Linz 2000, S. 488f. 15 Vgl. dazu auch Heinz Fassmann, Von der Ersten zur Zweiten Repidflik - demographischer und sozialer Wandel in Osterreich. In: Handliuch des politischen Systems Österreichs. Die Zweite Republik, hg. von Herbert Dachs/ Peter Gerlich et al. (Hg.), Wien 1997, S. 40-52 und Fritz Weber, Die wirtschaftliehe Entwicklung. In: Handbuch des politischen Systems Österreichs. Die Zweite Republik, S. 25-39. 16 Vgl. Heinz Fassmann/Rainer Münz, Einwanderungslaud Österreich? Historische Migrationsmuster, aktuelle Trends und politische Maßnahmen, Wien 1995, S. 86-92. 17 Rainer Bauböck, Migrationspolitik. In: Handbuch des politischen Systems Österreichs. Die Zweite Republik, S. 687.
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