Migration - Eine Zeitreise nach Europa

als mein Gesicht lächelte, wissend um meine Geschichte, wie ich um die ihre wußte. Der zwergwüchsige Begleiter an meiner Seite konnte nicht ahnen, was in diesem Augenblick geschah; Kollision von Jahrhunderten und Kontinenten, die wir selbstverständlich für uns behielten. Die eigentliche Stadt war in Vergessenheit geraten. Vor einigen Jahren wurden noch nostalgische Lieder gesungen, aber dieser Brauch ist jetzt abgekommen. Die Auf zugsperson in ihrem Uniformkleid, Hut und Handschuhe in die staidtlose Luft gestreckt, vollkommene Reinheit jenseits der Rehgionen, winzige Springbrunnen für gebückte Lippen — diese unausrottbar einheithche Person spielt auf dem Bogen des Tags die schönen und unverständli chen Gebete an den Ahsconditus, der sich niemals zeigen wird vor der selbsttätigen Tür, aber das ist egal: denn die Egalität selbst ist der Ritus, und was zählt, ist die der Aufzugsmechanik gewachsene Regel mäßigkeit des Gebets,die weiche,priesterhche Geste, mit der die ewige Selbstätigkeit geschmückt wird in Erinnerung an ferne Zeiten spontaner Entschlüsse. Un längst schlief der Fahrer des Hochge schwindigkeitszugs während der Fahrt ein. Er schlief acht Minuten und dreiund vierzig Sekunden, ehe der Zug vor der Einfahrt in den Bahnhof Shin-Osaka aus eigenem Antrieb bremste, die Bewegung abbrach. Die letzten drei Waggons hielten außerhalb des für Passagiere vorgesehe nen Bahnsteighereichs. Das war die ein zige Unannehmlichkeit im bisher abge laufenen Teil des Jahres. Mit der von sogenannten Terminen, das heißt Enden, Enden der bisherigen Ge schichten,immer voller gefüllten Zeit ver mehrt sich die Zahl der Zwischenzeiten,in die wir uns kuscheln, um dort zu verhar ren, eine schimmernde Offenheit vor uns, so daß wir nirgendwohin müssen bis auf weiteres,jetzt grundlos hier seiend bis auf weiteres, transportiert von den Rhythmen der Selbsttätigkeit unseres Atems, auf den Verlaß ist, die Schule aussetzend, das Essen aussetzend, die Schwelle ausset zend, so daß Vorhin und Nachher sich entfernen wie der Zug auf dem Gegengleis, unsere Person aussetzend in diesem jetzt schon uferlosen Meer mit seinem ruhigen Wellengang. Wir sind glücklich ver schwunden! Bildnachweis S. 4: Conti-Press 1957, Staatsarchiv Hamburg S. 8: Archiv Oberösterreichische Nachrichten, Linz 8, 10: Archiv Oberösterreichische Nachrichten, Linz S. 11: Solidarität, Zeitschrift des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Juli-August 1969, S. 10. S. 17: Photo: Albert Lichtblau (Wien-Ottakring 2003) S. 19: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien 134 S, 20: Die Zukunft(1972), Heft 3, S. 17. S. 22: trend. Das österreichische Wirtschaftsmaga zin, Nr. 1/2003, S. 1. S. 26: Archiv Oberösterreichische Nachrichten, Linz S. 32: Archiv AK Oberösterreich S. 37: Archiv AK Oberösterreich S. 43: Photo: Albert Lichtblau (Wien-Ottakring 2003) S. 43 OGZ. Österreichische Gastronomie- & HotelZeitung, Nr. 41 vom 11. Oktober 2002, S. 1. 8. 52: Kikeriki vom 26. Jänner 1911,8. 2. 8. 56: Statistik Austria 8. 64: Bildarchiv Museum Arbeitswelt, Steyr 8. 66: Photographie im Privatbesitz (Enrico Savio) 8. 69: Bildarchiv Museum Arbeitswelt, Steyr S. 69: Bildarchiv Museum Arbeitswelt, Steyr 8. 72: Archiv Oberösterreichische Nachrichten, Linz 8. 74: Photographien: Udo B. Wiesinger, Museum Arbeltswelt Steyr 8. 78: Photo: Albert Lichtblau (Salzburg 2003) 8. 81: Photo: Albert Lichtblau (Wien-Ottakring 2003) 8. 85: Photo: Albert Lichtblau (Wien-Ottakring 2003) S. 91: Photo: Albert Lichtblau (Wien-Ottakring 2003) S. 93: Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Wienerliedsammlung (Musikverlag Josef Blaha, Wiener Lieder, Wien o. J., Nr. 2.500) 8. 96: Historisches Museum der Stadt Wien 8. 103: Photo: Udo B. Wiesinger, Museum Arbeitswelt Steyr 8. 107: Historisches Museum der Stadt Wien 8. 112: Photo: Dong-Ha Choe (Heimat Berlin ? Foto grafische Impressionen/ Heimat Berlin ? Berlin 2002) 8. 113: Landesmedienzentrum Hamburg, 1969 S. 114: Rawie Burke, private photograph (People's History Museum, Manchester) S. 118 -123: Photo: Werner Kaligofsky, Wien Herzlichen Dank an alle behilflichen Institutionen besonders aber an das Archiv der Oberöster reichischen Nachrichten.

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