Migration - Eine Zeitreise nach Europa

John: War deine Tochter in Linz jemals Diskriminierungen ausgesetzt? Udeani: Oh ja,es kamen blöde Bemerkungen,zum Beispiel,als sie klein war. Meine Frau erzählte immer, wenn sie mit ihr unterwegs ist, über respektlose Neugierde des Puhhkums bis zu echt rassistischen Äußerungen. Für mich war der Gipfel punkt, wo ein Mann meiner Frau gesagt hat,das Kind gehört in die Donau hinein geschmissen -ja -so hat der Mann das gesagt. Meine Frau war so schockiert, sie hat sich nicht einmal dagegen geäußert! Eine andere khscheehafte Äußerung ist: Die arme Frau, mein Gott der Vater ist sicher abgehauen,so in der Ärt. Klar da kommt er, der Äfrikaner und dann vertschüsst er sich Und natürlich geht es auch in Richtung Sexuallehen und es gibt auch die Ärt: Äls wäre sie eine Ver räterin, dass sie mit einem Äfrikaner verheiratet ist. Das ist, leider Gottes, der alltäghche Rassismus, den es in unterschiedhcher, in unterschiedhchster Form gibt Oder zum Beispiel, als wir in eine andere Wohngegend in Linz gezogen sind, da haben die Leute anfangs in der Form geschaut:„Was sucht der da ? Was will der hier ?" Oder härtere Sachen,eine Reise von Innsbruck nach Osttirol, da kannte ich mich noch nicht gut aus. Ich habe den falschen Zug genommen,da gibt es eine Grenze und ich wurde von drei Polizisten mit herausgezogenen Pistolen aus dem Zug hegleitet. Da hab ich gehört, wie die Österreicher Unks und rechts sich unterhalten haben, und das Wort Terrorist gefallen ist. Ich war Theologie student und die sagen Terrorist,ich musste lachen,so komisch war das. John: Wie sieht es umgekehrt aus ? Erlebst du Zuneigung als „Exote" ? Udeani:Einmal war ich mit meiner Tochter unterwegs,ich weiß nicht aus welchem Grund, da hat eine ältere Frau, noch in der Schilhng-Zeit, fünfzig Schilling her ausgenommen und mir in die Hand gegeben „Kaufen sie doch etwas für das arme Kind" als Form der Zuwendung zum Kind oder als Mitleid, wie soll ich so eine Reaktion nehmen ? Das ist nicht leicht, herauszufinden, wie es gemeint ist. Oder man hört,„Ma wie heb",wenn ich mit Frau und Tochter spazieren gehe Es gibt aber auch eine Ärt eindeutig positiven Rassismus. Das passiert Männern,die man als exotische Trophäe haben will. Es gibt auch eine Schwarzafrika-Romantik. Die wird uns nichts bringen. Die Romantiker glauben, wir müssen so bleiben, wie wir sind,und wir seien alle sehr schön. Sag ich,ja wunderbar,und Äfrika ist so schön. 110 Jä ~ Äfrika ist angenehm, wenn man in einem gemachten Zimmer sitzt, vor dem Fernseher und die Natur Äfrikas beobachtet, das ist schön Nur denke ich, wir müssen beide Seiten auch ausgleichen, korrigieren, nicht nur schreien, wenn es negativen Rassismus gibt und dann genießen wir positiven Rassismus,das ist auch unehrlich. Außerdem ist es doch auch eine Diskriminierung anderen gegenüber. Heimat und Heimweh John: Wie gehst du mit deinen Heimat-Gefühlen um ? Udeani: Tradition. Ich nutze jede Gelegenheit, meine Leute daran zu erinnern. Wir müssen unsere heimatliche Wiege zurückerinnern. Das ist es, was uns hier

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