Migration - Eine Zeitreise nach Europa

f.-- WM' Eine österreichisch-afrikanische Familie, 1995 Udeani; Würde ich ja sagen. John: Du warst Student, du bist Akademiker, ist in deinem Fall die Fremdenfeindlichkeit abge mildert worden ? Udeani: Ja - zwei Dinge kann ich für mich als Grund dafür nennen. Andere Kollegen hahen übrigens ähnliche Erfahrungen gemacht und das bestätigt, was ich sage. Erstens es ist so,dadurch,dass ich die Sprache kann,ich merke, wie schnell diese Anfangsskepsis der Österreicher verschwindet, dass das Gegenüber das Gefühl hat,es gibt eine gemeinsame Basis. Und der zweite Punkt ist mein Umgang mit der Kultur hier. Es ist für mich so, es beruhigt viele Leute, wenn sie merken, aha, der kennt sich aus, örtlich, kulturell, dann ist die Basis des MiteinanderUmgehens anders. Dann kommt die berufliche Geschichte noch dazu, weil es gibt hier auch eine Bewunderung, dass ich das geschafft habe. Man kommt von einer anderen Kultur, hat vieles auf sich nehmen müssen,es waren aber elf gute Jahre (in Linz)mit Ungewissheiten, mit allen Höhen und Tiefen, was dazu gehört. Dass ich oder viele von uns so weit kommen können, da muss man sich mehrfach anstrengen. Das ist auch das Unangenehme,das ist das Anstrengende,und das oft Frustrierende. Ja,es gab Tage, wo ich alles hinwerfen wollte und sagte, mir reicht es, aber manchmal kommt das Gefühl, ich lasse mich herausfordern. Ich wollte nicht aufgehen. Wenn ich an den Mythos von Sisyphus denke-er hat nicht aufge geben. Also: Sprachkenntnis, kulturelle Kenntnis des Aufnahmelandes und auch die Bemühung,eigene Kultur zu transportieren und dabei nicht aufzugeben, des halb kann ich sagen, dass es mir vielleicht besser als anderen hier geht. 107

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