John: Wie war das, als du 1987 nach Innsbruck gekommen bist ? Udeani:Ich kam aus Nigeria. Den Wechsel kann man sich so vorstellen: Innerhalb von sechs, sieben Stunden Flugzeit ist man in einer anderen Welt. Ich bin hier am 26. Juni 1987 angekommen. Wir landeten in Frankfurt. Das war eine der mar kantesten Erfahrungen mit Fremd-Sein, plötzHch bin ich in der Minderheit. Am ganzen Flughafen sind meine Kollegen und ich die einzigen Schwarzen,die hier zu sehen sind. Alle Anschlagtafeln haben keine Bedeutung mehr, Ohnmacht war da. Sowieso das Wetter,es war schrecklich, wir kamen an und wir mussten zurück ins Flugzeug, um Decken zu holen, das war für die Leute komisch. Jetzt kann ich darüber lachen, weil es war Sommer hier und dann kommen wir aus Afrika. Weiter ging die Reise nach Innsbruck. Innsbruck war interessant. Ich war das erste Mal in meinem Leben mit den Bergen konfrontiert, das war schon ein Hammer. Ich habe mein Zimmer im Heim dreimal wechseln müssen aus Angst,diese Berge kom men herunter, wenn ich schlafe. Und dann die verschiedenen Aspekte, dieses Verlorensein mit der Sprache, das war auch eine Erfahrung. Dann das Essen, die Küche, vöUig anders. Damals war die Situation besser als in den neunziger Jahren oder heute. Besser weswegen? Damals war die klassische Frage „Sind sie Student?" Wenn wir ja sagten, dann merkten wir einen gewissen Respekt oder Wohlwollen uns gegenüber. Innsbruck hatte dieses Universitätsstadt-Flair,es waren Studenten aus aller Welt inskribiert. Und es gab viele Touristen, darunter natürlich auch Afroamerikaner usw. Es war so eine Art von multikultureller Gesellschaft. Später in Linz, in den neunziger Jahren da war die Frage anders. Die Frage hieß „Sind Sie Flüchthng?" und dann,wenn ich sage „Nein"war esfür die Leute „Ja"„Stimmt es, sind Sie sicher, dass Sie sich nicht verstecken wollen, dass Sie nicht Flüchthng sind?" Und die nächste Frage war dann:„Wann woUen Sie wieder zurück?" John: Wieso bist du 1991 nach Linz gekommen? Udeani: Ja, es war nach dem Studium der Theologie. Ich hatte das Gefühl, ich brauche etwas anderes, ich hatte in mir dieses Gefühl nach Vielfalt. Und Infor matik, später Wirtschaftsinformatik - also Computer, das hat mich schon in Nigeria fasziniert, schon vor der Matura, es war Neugierde. Dann hab ich die Zvdassung zum Studium in Linz bekommen Und seit 1991 bis heute wohne ich 104 in Linz, das ist mein Hauptwohnsitz. Ich hin dann von hier aus immer gependelt, bis zum heutigen Tag John: Wie war die Anfangserfahrung in Linz ? Udeani: (Lacht) Ich habe anfangs vier Nächte am Linzer Bahnhof übernachten müssen, nicht einmal als ich von Afrika gekommen bin, sondern als ich von Inns bruck nach Linz gezogen bin. Mit meinem Magister in der Tasche, aber ich hatte keine andere Möghchkeit,ich bekam zuerst nur Absagen wegen eines Zimmers,ich besuchte meine Kurse hier an der Uni, eine Wohnung hatte ich nicht. Ich hab meine Sachen ins Schließfacb gegeben. Ich bin aber nicbt nacb Linz gekommen, um meine Situation zu verbessern. Es ging darum,etwas Neues zu machen Im
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