Migration - Eine Zeitreise nach Europa

Sidi Ba(ehemals LASK)in einer Linzer Diskothek die Tür gewiesen worden.^(Dies sind Fälle, die jederzeit wieder passieren können, wie eine Notiz vom Dezember 2002 aus der Regionalpresse belegt: In der Leondinger Disco Lucky Valley war dem gebürtigen Nepalesen, dem „höflichen und gebildeten Asiaten ... Sandip Kumar S." von einem Türsteher der Zutritt verwehrt worden.) Harry Belafonte sieht den ihn betreffenden Vorfall rund zwanzig Jahre danach ziemlich differenziert. In einem längeren Interview wurde der Sänger nach rassi stischen Erlebnissen gefragt, die er in den Vereinigten Staaten vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren hinnehmen musste. Schließlich folgte die Frage nach rassistischen Vorfällen in Europa,bzw. in Deutschland: Belafonte:„In Linz, 1981. Aber das ist Osterreich, oder? Na gut,sie sprechen auch deutsch. Wir wollten abends in eine Diskothek,aber die Rausschmeißer woll ten uns als 'Ausländer' nicht reinlassen. Die Jungs aus meiner Begleitung waren so wütend,die wollten den Laden auseinandernehmen. Frage: Und jetzt machen Sie einen großen Bogen um Linz ? Belafonte: Im Gegenteil, denn danach ist etwas Außerordenthches passiert. Die Frau im Hotel war so entsetzt darüber, dass sie die Presse angerufen hat. Sofort wurde die Geschichte in der ganzen Welt verbreitet und der österreichische Kanzler(Bruno Kreisky, MJ)hat sich hei mir entschuldigt. Frage: Und warum mögen Sie die Linzer jetzt besonders ? Belafonte: In Linz haben Sie nicht versucht, diesen Vorfall zu vertuschen. Es wäre naiv zu glauben, dass Schwarze anderswo willkommener wären. So etwas passiert überall. Aber nicht überall geht es so aus wie in Linz."'* Eine überraschende Einschätzung - sozusagen „Blumen"für Linz,für Oster reich, was die Behandlung der „afrikanischen Frage" anlangt. Zu einer ähnlich differenzierten Position gelangt aber auch der aus Nigeria stammende Kultur wissenschafter Chibueze Udeani, dessen Erinnerungen und Erfahrungen im fol genden in Form eines (gekürzten)Interviews wiedergegeben werden. Es mag sich dabei möghcherweise um Sonderfälle handeln - wenngleich eine gewisse Struktur erkennbar ist: Afrikaner, Afroamerikaner können einen akzeptierten Platz in der österreichischen Gesellschaft finden, sofern es sich um ganz bestimmte gesell schaftliche Bereiche handelt: Kultur, Wissenschaft, Gastronomie gehören dazu. Doch es gibt auch andere, konfliktreichere Begegnungsformen und Erfahrungen, dies sei an dieser Stelle ebenfalls dargestellt. Zwei gesellschafthche Gruppen, in denen Vorurteile gegenüber Afrikanern eher geschürt werden, sind grob gespro chen, wenig gebildete Unterschichtangehörige und Polizisten. Seit einiger Zeit werden von der sowohl in Oberösterreich als auch in Oster reich mit Abstand einflussreichsten Zeitung, der „Kronen Zeitung",für ein Mas senpublikum in brillanter Form abgefasste Artikel lanciert, die massive Vorurteile gegen afrikanische Einwanderer schüren und sich dabei auf Unterstützung und Informationen seitens der heimischen Pohzei berufen. Sollte der Schulterschluss 3 News Nr. 24 vom 10. Juni 1998, S. 57f. 4 Stern. Das deutsche Magazin, Heft 7 vom 5. Februar 1998. S. 117f.

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