Jahresbericht Lyzeum Steyr 1916/17

geschwungen hat, ein dröhnendes Echo finden; und auch wir werden wenigstens im Gedanken auf den Schwingen dieser Klänge dahineilen, wohin heute mit dem Herzen alle guten Oesterreicher pilgern werden, zu der Bahre unseres heißgeliebten Monarchen, um noch einmal mit ihm Zwiesprache zu halten und ihm dankerfüllten Herzens zu sagen. daß er ewig und unausgelöscht in unserem Geiste fortleben werde, als der Hort und Schutz seiner Völker, der er immerdar gewesen ist. Ja, liebe Schülerinnen, nun gilt es Abschied zu nehmen von ihm, der unser und des ganzen Staates Geschicke durch nahezu 68 Jahre in Freud und Leid gelenkt hat, und demütig beugen wir das Haupt vor dem unergründlichen Ratschluß, der ihn uns gerade in den schwersten Tagen, die sein Staat jemals durchzumachen hatte, geraubt hat, ihn, den Steuermann, ehe noch das Schiff in den sicheren Hafen eines ehrenvollen Frie¬ dens gelenkt ist. Wir nehmen Abschied von ihm, der seine treuen Augen für ewig geschlossen hat, nicht so sehr als vom Monarchen und unnahbaren Herrscher, der er als Regent eines der mächtigsten Reiche dieser Erde war, als vielmehr von dem guten, dem besten Vater, der unser stets in Treue gedacht und für uns liebevoll gesorgt hat. Aber wir wollen nicht in Schmerz vergehen, weil die Natur nun ihr Recht gefordert hat, wir wollen vielmehr zeigen, daß wir als echte Kinder einer ehernen Zeit auch dem schwersten Geschicke, das über uns kommen konnte, zu trotzen imstande seien. Wir wollen die schmerzliche Stunde des Abschiedes, die wir nun zu begehen uns anschicken, damit ausfüllen, daß wir im Geiste nochmals vor uns die greise Heldengestalt erstehen lassen und sehen, was er uns gewesen ist, mit wie nimmer müder Hand er an dem Wohle seines Reiches gearbeitet und es zu jener Höhe empor¬ geführt hat, die es heute achtunggebietend im Kranze der Großstaaten dieser Erde einnimmt. Das soll der unverwelkliche Lorbeer sein, den wir in Dankbarkeit an seinem Sarge nieder¬ legen, in Dankbarkeit, die nie verschwindet, wenn auch des Lebens ewig gleichgestellte Uhr ihre Zeiger weiter und weiter rückt und auch diese Zeit einer andern mit neuen Zielen und Interessen wird weichen müssen.“ Und nun ließ der Vortragende an den Zuhörern in großen Zügen ein Bild der Regierungszeit des verblichenen Kaisers vor¬ überziehen, streifte die wichtigsten politischen Ereignisse der langen sowie die Errungenschaften dieser Regierungszeit des Kaisers, Zeit auf dem Gebiete der Verfassungsausgestaltung und der sozialen Fürsorge, verweilte dann eingehender bei den Fort¬ schritten, die das Schulwesen, vor allem die Ausgestaltung des

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