Jahresbericht Lyzeum Steyr 1915/16

H. Das Heimakrelief von Steur. Alle Grundbegriffe der geographischen Anschauung müssen von der Natur selber gewonnen werden. Was insbesondere auf der Unterstufe an geographischen Darstellungen den Schülern beigebracht werden soll, muß sich auf eine Summe von Beobachtungen stützen, die an Ort und Stelle zunächst in der Umgebung des Schulhauses, dann in der näheren und weiteren Umgebung des Schulortes gemacht werden. Diese Erkenntnisse bilden sodann den Stoff, den der Lehrer in der Schule wiederholt, durcharbeitet und auf das Kartenbild selber überträgt. Nicht überall und zu allen Zeiten ist aber der Unterricht in der freien Natur möglich; sei es, daß die Großstadt ein Hindernis darstellt, so daß nur selten die freie Weite erreicht wird, oder daß die ungünstige Jahres¬ zeit dies nicht zuläßt. Auf jeden Fall ist der Lehrer oft und immer wieder darauf angewiesen, die Karte der Umgebung heranzuziehen und an ihrer Hand geographische Begriffe und Erscheinungen zu erläutern. Daß aber dieses Hilfsmittel besonders auf der Unterstufe und vor allem in der untersten Klasse sehr unvollkommen, weil die Fähigkeit und Uebung des Kartenlesens noch eine sehr geringe ist, ist jedem Lehrer der Erdkunde nur zu bekannt. Die Landkarte kann eben das Naturbild nicht ersetzen; und je geringer die Vorbildung und Uebung, desto weniger vermag die Karte die Wirklichkeit in der Vorstellung wachzurufen. Der beste Ersatz für die Natur¬ anschauung ist daher das Relief und zwar das Heimatrelief. Es gestattet nicht bloß eine Wiederholung und Vertiefung des in der Natur Geschauten, sondern es leistet im Unterricht noch viel mehr Dienste. Die Anforderungen, welche an ein taugliches Heimatrelief gestellt werden, sind mannigfaltige und oft mit einander nur schwer zu verein¬ barende. Ein Heimatrelief herzustellen, wird sich vor allem nur für eine Gegend empfehlen, die über einen stärkeren Wechsel von Geländeformen verfügt. Schwach konturiertes Hügelland oder Ebene wird kein taugliches Objekt hiefür sein. Da leistet das Planbild oder die Karte dasselbe. Eine Hauptforderung an ein Heimatrelief wird sein, daß es ein genügend großes Gebiet der Umgebung des Heimatsortes umfasse. Je reicher die Gelände¬ formen, die dargestellt werden, sind, desto besser. Die Entfernung des äußersten Punktes im Reliefe vom Heimatsorte soll doch in der Wirklich¬ keit mehrere Gehstunden betragen. Der Maßstab des Heimatreliefes soll ein möglichst großer sein, damit die Einzelheiten gut sichtbar werden. Dabei sei es aber auch handlich! Dies sind Forderungen, deren Notwendigkeit

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