Jahresbericht Lyzeum Steyr 1915/16
C. Schulnachrichten. I. Einleitung. Mit dem Schuljahre 1915/16 vollendete das Mädchenlyzeum in Steyr das 6. Jahr seines Bestandes. Wie reich dieses abgelaufene Schuljahr an äußeren Ereignissen war, wurde bereits eingangs in den kurzen Erörte¬ rungen über den Einfluß des Krieges auf die Anstalt dargetan. Trotzdem nur eine beschränkte Zeit hindurch alle Schulräume zur freien Verfügung standen und trotzdem auch in den Reihen des Lehrkörpers neuerlich be¬ denkliche Lücken entstanden, gelang es doch, den Unterricht in allen Klassen sowohl zur rechten Zeit ohne jede Einschränkung aufzunehmen, wie auch durch das ganze Schuljahr fort zu führen. Freilich mußte die höchste Klasse der Anstalt, unsere Maturaklasse, zweimal vor der Einquartierung im Hause das Feld räumen. Vom 19. September bis 15. November 1915 bot ihr Sr. Exzellenz Graf Heinrich Lamberg im Schlosse Steyr ein Unterkommen, während vom 7. April bis Ende des Schuljahres Frau Gräfin Anna Lamberg=Trautenfels der Klasse einen Raum in ihrem Schlosse Engelsegg bot. An dieser Stelle will die Direktion beiden Herr¬ schaften den verbindlichsten Dank der Anstalt und des Lyzealvereines zum Ausdrucke bringen, weil sie durch ihr Entgegenkommen ermöglicht haben, daß der völlig ungestörte Unterrichtsbetrieb aufrecht erhalten wurde. Das Steyrer Mädchenlyzeum hatte sich auch im abgelaufenen Jahre der Fürsorge von seiten der Stadtgemeinde zu erfreuen, die nicht nur die Lokalitäten zur Verfügung stellte, sondern auch wieder eine Geldbei¬ hilfe gewährte. Aber auch die Direktion der Waffenfabrik in Steyr gewährte wieder eine Subvention und auch die hohe Unterrichtsverwaltung hat trotz der Ungunst der Zeiten die versprochene Subvention ausbezahlt und auch das Land Oberösterreich gewährte eine kleine Unterstützung. Andere bisherige Zuwendungen sind nun allerdings heuer ausgeblieben und die Anstalt kämpft einen schweren Kampf um ihre Existenz gleich vielen anderen Anstalten. Sie hofft aber, daß sie, wenn anders die bisherigen Gönner ihr zur Seite bleiben, diesen Kampf glücklich durchbestehen werde. Was sich mit außergewöhnlich großen Opfern bisher erhalten und zu einer schönen Blüte durch eigene Kraft entfaltet hat, das wird nicht so leicht zu¬ grunde gehen, weil die verantwortlichen Faktoren, der Ausschuß des Lyzeal¬ vereines und die Direktion der Anstalt, sich bewußt sind, der Stadt Steyr für die Zukunft diese Anstalt, die hier eine wahre Notwendigkeit ist, da keinerlei andere Möglichkeit der Fortbildung für Mädchen besteht, erhalten zu müssen.
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