Jahresbericht Lyzeum Steyr 1915/16

10 Anläßlich des Ablebens der Supplentin Fräulein Ida Lackner (31. Jänner 1915) spendeten die Schülerinnen dem Frauenhilfskomitee in Steyr an Stelle eines Kranzes 38 K für Kriegsfürsorgezwecke und kurz nachher lieferten sie an dieselbe Stelle neuerlich 50 Paar Socken für die im Felde stehenden Truppen und 3000 Stück Zigaretten ab. Seit März 1915 sammeln die Schülerinnen auch für den Landes¬ hilfsverein vom „Roten Kreuz“ in Monatsspenden und haben bis Ende des Schuljahres gegen 250 K aufgebracht. Auch für die vom 42. Feldkanonenregimente in Steyr aufgestellte „Feldkanone in Eisen“ widmeten die Schülerinen 35 K Anläßlich der Roten Kreuzwoche, die vom 30. April bis 7. Mai 1916 stattfand, betätigten sie sich in eifrigster Weise. Durch den Verkauf des Kriegs¬ gedichtbandes von G. Goldbacher „Schulter an Schulter“, dann durch Blumen=, Karten= und Zünderverkauf erzielten sie den ansehnlichen Betrag von 2343 K 81 h. Bei den zugunsten dieser Unternehmung vom Musik¬ verein in Steyr aufgeführten Konzert der Jahreszeiten von Haydn wirkten die Gesangsschülerinnen der Anstalt mit. An der 4. Kriegsanleihe beteiligten sich die Schülerinnen in aner¬ kennendster Weise, da sich von den 70 Schülerinnen 31 mit Zeichnungen in der Höhe von 5200 K beteiligten und darauf 3741 K 90 h Anzahlung leisteten. Auch die Aktion „Gold gab ich für Eisen“ fand lebhaften Wider¬ hall. 27 Schülerinnen brachten Goldspenden im Gewichte von 360 Gramm. Während der beiden Kriegsschuljahre wurden die auch in früheren Jahren üblichen öffentlichen Vorträge an der Anstalt, soweit dies der militärische Belag gestattete, beibehalten und in den Dienst der Aufklärung der Kriegsursachen gestellt und auch ein hübsches Sümmchen für Kriegs¬ fürsorgezwecke gewonnen. Herr Supplent Dr. R. Felkl sprach über „Die Vorgeschichte des Weltkrieges“ Herr Supplent Dr. H. Commenda über das Thema: „Aus dem Liederbuche eines oberösterr. Soldaten, mit Liedproben. Der Direktor der Anstalt besprach einmal den „Dreibund“, und im heurigen Schuljahre über das Thema: „Auf dem Wege zu Mitteleuropa. (Wirtschaftspolitische Ausblicke in die Zukunft.)" Den Ertrag dieses Vortrages widmete er dem Hilfsverein vom „Roten Kreuz“ in Steyr. Der Ernst der Zeit fand seine oftmalige Betonung auch im Rahmen der Schulstunde verweilenden Erörterungen der Kriegsereignisse, wodurch das Verständnis der Schülerinnen für die Vorgänge auf den Kriegsschauplätzen und in der Diplomatie gefördert wurde. Die Direktion der Anstalt fühlt sich gedrängt, dem Lehrkörper und den Schülerinnen für die viele erwiesene Opfermutigkeit den besten Dank zu sagen, und glaubt, daß alle in dem Bewußtsein erfüllter patriotischer Pflicht die größte Genugtuung finden werden. — Damit verbindet sich auch das Gelöbnis, auch fernerhin diese Pflicht mit Freuden zu tragen, wenn das Vaterland rufen wird. 8

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