Jahresbericht Lyzeum Steyr 1915/16

B. Zwei Kriegsschuljahre. Auch am Steyrer Mädchenlyzeum ist der Krieg nicht ohne Einfluß vorübergegangen. Von den Lehrkräften wurden Herr k. k. Professor Johann Rixner sofort und Herr Dr. Heinrich Seidl, Supplent an der k. k. Staatsoberrealschule, während des Schuljahres 1914/15 zur Dienstleistung einberufen, während Herr Johann Prochaska, Lyzealsupplent, nachdem er im Juni 1915 bei der Musterung als geeignet befunden worden war, im August 1915 seinen militärischen Dienst antrat. Zu Beginn des Schuljahres 1915/16 wurde auch Herr Professor Emil Stephan zur militärischen Dienstleistung einberufen. Wiederholt waren auch einzelne Räume der Anstalt für militärische Zwecke in Verwendung genommen worden. Vom Be¬ ginne des Krieges bis zum 1. Mai 1915 lag im Hause und in zwei Schulräumen das Wachdetachement der Oesterreichischen Waffenfabrik, welches vom k. u. k. 14. Infanterieregiment gestellt wurde. Vom 1. Mai bis Ende Oktober 1915 nahm dieselben Räume ein Teil der k. u. k. Einjährig¬ Freiwilligenschule des 14. u. 59. k. u. k. Infanterieregimentes und des 28. Landwehr=Infanterieregimentes ein. Vom 1. November 1915 bis 7. April 1916 standen die Räume wieder der Anstalt zur Verfügung. Mit dem letztgenannten Tage ist ein Teil der Anstalt wieder von der Einjährig=Freiwilligenreserveoffiziersschule beansprucht. Seit Beginn des Krieges sind die Schülerinnen fast stets in der einen oder anderen Art in der Kriegs= und Verwundetenfürsorge tätig. Schon in den Ferien 1914 widmeten sich viele von ihnen den Aufgaben der Herstellung von Wäschematerial für die Reservespitäler der Stadt und seit Anfang des Schuljahres arbeiteten sie im Hand¬ arbeitsunterrichte an Kälteschutzmitteln für die Truppen im Felde. Unter Leitung der Handarbeitslehrerin Frau A. Bartl stellten die Schüler¬ innen bis Weihnachten 1914 12 Beinkleider, 4 Schneehauben, 18 Paar Stutzen, 2 Paar Pulswärmer und eine Anzahl Socken her, wozu das Material zum größten Teil von den Schülerinnen selber geliefert wurde. Für den zweiten Kriegswinter fertigten sie im Auftrage des oberöster¬ reichischen Kriegsfürsorgeamtes aus 12 kg Wolle Socken an. Um den im Schulhause untergebrachten Soldaten des k. u. k. Wache¬ detachements der Oesterreichischen Waffenfabrik ein schöneres Weihnachts¬ fest wie 1914 zu bereiten, sammelten die Schülerinnen mit Erlaubnis des Direktors Liebesgaben und konnten 45 K in barem, außerdem eine große Anzahl von Paketen mit Naturalien, 2000 Zigaretten und Zigarren, Rauchtabak und viele Eßwaren den höchst erfreuten Leuten überreichen.

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