Eisen- und Stahlschnitt

Stahlschnittkunst / R. Müller Richard Müller Stahlschnittschlüssel für die Kölner Minoritenkirche (Bild 114) Ein Bild des „Linzer Domschlüssels" von Michael Blümelhuber war für den Kolpingsohn Richard Müller im Jahre 1924 die erste Begegnung mit der Stahlschnittkunst. 1929 stattete Müller der Stadt Steyr den ersten Besuch ab. Seit der Begegnung mit Blümelhuber erstarb in ihm nie mehr die Sehnsucht, die Kunst des Stahlschnittes zu erlernen. Nach dem Krieg besuchte Müller die Kunstschule Hans Rosen in Kufstein, in der er sich die Kenntnisse in der Elfenbeinschnitzerei erwarb. Zuvor verbesserte er seine Kenntnisse in der Schnitzkunst als Gastschüler der Fachschule für Holzverarbeitung in Hall statt. Seit 1952 besuchte Müller die Stahlschnittschule an der Bundesgewerbe schule Steyr und fühlt sich nun besonders seinen Lehrern Prof. Karl Krepcik und Prof. Fritz Schatzl zu Dank verpflichtet. Idealismus und die formalen Voraussetzungen schaffen einen Stahlschnitt. Eine Stärke der Stahlschnitt kunst liegt in der Darstellung von Ordnungsgefügen, von Symbolen. Der in den Jahren 1957/58 von Müller geschaffene Stahlschnittschlüssel gehört für die Minoritenkirche in Köln, in deren Gruft der Gesellenvater Kolping begraben ist. Der Schlüssel ist eine Ehrengabe der österreichischen Kolpingfamilie zum Wiederaufbau der bombenzerstörten Kirche. Erst den neunten Entwurf führte Müller aus. Er weist in Stahlschnittdurchbruchsarbeit das Zeichen Christi, die drei Kronen als Wappen Kölns sowie die Symbole des Handwerks (Hammer und Hobel) und des Priestertums (Kelch und Hostie) und im unteren Geviert das Zeichen Kolpings auf. Am Schlüsselschaft können wir in einem kunstvoll ausgearbeiteten Band die letzten Worte Kolpings lesen: „Nimm das Kreuz und wehr dich damit!" Ganz am unteren Ende des Schaftes sind in den Stahl noch Rosen eingeschnitten. Sie sollen auf ein edles Vermächtnis hinweisen: Laßt auf dem Grabe Kolpings die Rosen nicht verwelken! Der Schlüssel ist 26 cm hoch. Er wurde aus einem Stück Styriastahl NHP geschmiedet und geschnitten. Beim Beginn der Arbeit wog er 2,o6 kg,nach der Fertigstellung 0,44 kg. Die Arbeitszeit war ein Jahr*, m 12 Der Schlüssel war bei der Brüsseler Weltausstellung 1958 zu sehen. Richard Müller, der ausBraz in Vorarlberg stammt,bekam für den „Kolpingschlüssel in Stahlschnitt" das Ehrendiplom mit Goldmedaille zuerkannt. Nun fand Müller im ehemaligen Meisteratelier für Stahlschnitt (Bundes gewerbeschule Steyr) eine ihm entsprechende Wirkungsstätte. 85

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