Eisen- und Stahlschnitt

Stahlschnittkunst / F. Mayr Friedrich Mayr Am halben Weg von der alten Eisenstadt Steyr und der neuen Stahlstadt Linz arbeitet in der Stadt Enns der junge Stahlschneider Friedrich Mayr. Der junge Künstler wurde am S.Juni 1929 in St. Marien an der Krems geboren. Als Kind wuchs er bei den Großeltern mütterlicher Seite auf. Den Buben konnte man schon damals in der Werkstätte seines Großvaters, der Schlosser und Kupferschmiedmeister war,finden. In Enns besuchte er die Volks- und Hauptschule, wo er bereits eine Vorliebe für ornamentales Zeichnen und für Graphik zeigte. Die Motive, die er wählte, waren vor allem sakraler Art. 1943 kam er als Schlosserlehrling in die Hauptwerkstätte der Österreichischen Bundesbahnen in Linz. Von 1946 bis 1959 arbeitete der Künstler hauptbe ruflich als Werkzeugschlosser in derselben Werkstätte*. Mit dem Schuljahr M 10 1959/60 wurde Friedrich Mayr als Lehrer für Werkstättenunterricht in der Schlosserei an der Bundesgewerbeschule Linz bestellt. Die Kunst setzt das Handwerk voraus.Die Arbeitam Stoff. So wird der Hand werker zum Kunsthandwerker. Er dringt immer tiefer in die Geheimnisse der Metalle und Stähle ein,ein Material,das heute die Weltzu beherrschen scheint. Der begabte Handwerker beschäftigt sich aber weiterhin mit Malerei und Graphik. Mit 17Jahren schuf er eine Stahlkassette. Er versuchte vorerst dem Stahl mit Gravierungen seine Ideen aufzudrücken. Er wußte noch nichts von der Stahlschnittkunst. Zum 10. Todestage Prof. Michael Blümelhubers im Jahre 1946 veröffentlichte Volksschuldirektor Franz Lugmayer eine Gedenkkarte. Auf dieser Karte war der Linzer Domschlüssel abgebildet. Der damalige Kaplan von Lorch, Eber hard Marckhgott,zeigtedem aufgeschlossenenJungarbeiter diesesBild.DieAnt wortlautete spontan:„Das versuche ich auch!" Mitdiesem Entschluß gingnun Mayr an die Arbeit. Um diesen Vorsatz in die Tat unzusetzen, mußte der jetzt 18jährige Geselle seine Freizeit für die Sache opfern. Wir erleben den selben harten Weg der Selbstbildung wie bei Michael Blümelhuber. Das ist ein Kennzeichen echter Volkskunst. — Ohne fachgemäß in die Arbeit des Stahlschnittes eingeführt, arbeitete der Künstler an seinem Werke. Mit selbstverfertigten Werkzeugen meißelte, schnitt und glättete er den harten Stahl. 150 Stunden Freizeit waren nötig, um das Motiv des Linzer Domschlüssels in Form eines Brustkreuzes zu gestalten. Aber dieses stellt keineswegs eine Kopie dar. Die Symbolik wird durch die göttliche Liebe, dargestellt durch ein brennendes Herz, vom Hl. Geist als Taube entzündet, vervollständigt. Mit dieser Symbolik prägte er bereits sein inneres Bild. Ein wahrer Künstler, der mit Hilfe des Stahlschnittes vielsagen wiU. 73

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