Stablplastik der Gegenwart in der Spannung klein — groß. Jedes Kunstwerk erkennt man auch an den handwerklichen Spuren des Werkzeuges. Eine gewiße Unregelmäßigkeit gibt dem Werk die Einmaligkeit. So bekommt der Stahlschnitt einen persönlichen, inneren Wert.Bringt man Gold mit Stahl in Verbindung,so erzielt man einen besonderen Eflfekt. Der Goldteil hat zum Beispiel bei einem Anhänger die Aufgabe,den Betrachter auf das Kunstwerk in Stahl hinzuführen. Das edle Metall dient der Kunst aus Stahl ebenso wie ein Goldrahmen dem Gemälde (Bild 85).Stahlschnitte werden heute auch in eine besondersschöne und zweck mäßige Verbindung mit Treibarbeiten aus Messing gebracht. Die Bilder 96/97 M 23 sollen das veranschaulichen*. Wie die „Steyrer Zeitung" vom 2.Juli 1959 berichtet, haben zwei Schüler der Bundesgewerbeschule, Herbert Kamml und Hansjörg Enenkel, unter Anleitung von Professor K.A. Krepcik in ihrer Freizeit von fast einem halben Jahr Stahlschnitte für eine kostbare Handschrift der Bibliothek des Stiftes Admont hergestellt. Der aus dem 12.Jahrhundert stammende Foliant wurde mit einem neuen, mit grauem Leder überzogenen Holzdeckel versehen, an dessen Ecken und Mitte die Stahlschnitte angebracht werden. Sie zeigen nach Entwürfen von Professor Dr. Petrus Mayrhofer Fabeltiere im Stile von 1180. Die beiden jungen Stahlplastiker haben mit ihrer präzisen, material gerechten Handarbeit eine vorzügliche Leistung vollbracht. Der Negativschnitt wurde bereits unter Gerstmayr besonders gepflegt. Im Auftrage des Wiener Münzamtes fertigte seinerzeit Gerstmayr Medaillen stanzen in vier Entwicklungsstadien an (Porträt Blümelhubers). Ebenso machte Gerstmayr für die Kalksburger Sammlung eine Stahlplakette in den verschiedenen Entwicklungsstadien. Der Negativschnittist besondersschwierig. Aufdem beigefügten Bild 88 können wir die dazu nötigen Arbeitsvorgänge, wie sie in Steyr gemacht werden, verfolgen. Vorerst wird vom Modell eine Zeichnung angefertigt. Dann beginnt der Student mit dem Modellieren in Plastelin und macht anschließend ein Gipsmodell. Nach der Feststellung der genauen Ausmaße des Medaillenabdrucks nimmt man ein Stück ent sprechenden Stahls und schneidet daraufeine Negativdarstellung entsprechend dem Gipsmodell ein. Die Vertiefung des Reliefs wird mit Meißel und Sticheln durchgeführt (Bilder 89—92). Die kurze Übersicht über die Arbeitsweise der Fachschule für Stahl- und Stanzenschnitt zeigt uns, daß in Steyr die Pflege des Erbes ernst und ge wissenhaft betrieben wird. Nachfolgend soll von den Leistungen derjüngsten Absolventen der Steyrer Schule berichtet werden. 72
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