Bundesgewerbeschule Steyr Zöglings dem Ich des Zöglings hilft, die seelische Erscheinungswelt so zu ge stalten, daß sie der Einordnung des Ichs in die Seinsstufen entspricht; daß er also aufdem Weg über die Triebwelt, die Empfindungswelt, die Gefühlswelt, die Triebwelt des Zöglings diesen anleitet,seine Empfindungswelt,seine Vor stellungswelt, seine Gefühlswelt, seine Triebwelt durch Erkenntnis und Wille ebenbildlich zu gestalten. Je schärfer dieses Bild geprägt wird, desto höher schätzen wir die künstlerische Kraft. In dem Aufsatz „Vom Schraubschlüsselgesenk zur Bildnismedaille"* schrieb M 8 Prof. K. A. Krepcik: „Das ästhetische Bedürfnis ist ein Element unseres Daseins wie Hunger und Durst seit Jahrhunderten und Jahrtausenden. Dieses Bedürfnis, einst eine Domäne der Künstler und Kunsthandwerker, wird heute größtenteils von Technikern befriedigt. Die Anteilnahme der Menge, die einst den fein gezogenen Linien eines Maßwerkes galt oder dem kühnen Schwünge einer barocken Wölbung,gehört heute den Lack und Chrom aufgeputzten Stromliniengebilden des Bedarfes. Der Rationalismus, in der Philosophie vorgedacht, ist harte Wirklichkeit ge worden. Aus dem Künstler von einst wurde der Konstrukteur von heute. Alles wird konstruiert, die Häuser, die Möbel, das Fahrzeug, Städte und Staaten, auch Wirtschaftssysteme. Die Geschichte dieses Rationalismus ent puppt sich immer mehr als eine Geschichte der verhängnisvollsten Irrtümer unserer Zeit. Als vor hundertJahren kühne Forscher begannen, den dunklen Erdteilzu durchstöbern,lachte der Europäer überjene naiven Neger,dieihren seit Urzeiten überlieferten Schmuck gegen ein paar billige, gleißende Glas scherben eintauschten. Das war damals. Heute jedoch ist der Weiße daran, in noch viel größerem Ausmaße dasselbe zu tun. Er ist gewillt, alles seiner übermächtigen Technik zu opfern. Es ist kein Zufall, daß der Ahnherr aller Konstrukteure, Leonardo da Vinci,zugleich auch einer der größten Künstler war. Der Künstler allerdings war vorherrschend. Seither aber ist die Technik zum stärksten formenden Prinzip geworden. Sie verleiht den Staaten poli tische, militärische und wirtschaftliche Macht, durchdringt unser Dasein. Es gibt heute Sakralbauten, die eher einem Industrieobjekt gleichen, und aus Wohnungen wurden Wohnmaschinen mit aller Automatik und mit in Schub fächern versenkbaren Möbeln."... „Unsere Abteilung allein, die Fach schule für Stahl- und Stanzenschnitt, Metalltreiben und Gravieren, hat bis heute die künstlerische Tradition weitergeführt und ist bestrebt, trotz Technik und mit ihr dem Ding jene Form abzugewinnen, die es über den Bereich des rein Technischen hinaushebt,ohne die Zweckmäßigkeit zu gefährden." —... „Wesentlich war und ist nach wie vor die Heranbildung des Schülers für die Notwendigkeiten in Industrie und Gewerbe. Der Positiv- und Negativschnitt, das Metalltreiben und die Flachgravur bilden das Kernstück der Ausbildung 69
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