Stahlschnittkunst / H. Gerstmayr besiedelt. Aus diesem Anlaß schnitt und ziselierte Gerstmayr ein Brustkreuz für den Abt. Die strahlenförmigen Kreuzbalken tragen als Mittelstück eine Herz-Jesu-Darstellung. Da aus der Abtei einst sieben Heilige hervorgingen und das Kloster deshalb auch Siebenheiligen-Abtei genannt wurde, sind im Schließenstück sieben Rosen vereint. Das Brustkreuz des Abtes von SeligenPorten zeigt auf dem senkrechten Kreuzbalken die Vision des heiligen Bern hard im Reliefschnitt. Für Zisterzienseräbte entstanden im ganzen neun Brust kreuze. Prof. Hans Gerstmayr als Lehrer in Steyr Im Juli 1920 wurde Gerstmayr vom Unterrichtsministerium als wirklicher Lehrer an die Bundeslehranstalt für Eisen- und Stahlbearbeitung in Steyr berufen. Er wurde dort Nachfolger des akad. Graveurs Leo Zimpel. Gerstmayrs sofortige definitive Anstellung war verbunden mit dem Auftrag, den Stahlschnitt besonders zu pflegen. An der Abteilung für Metallkunstgewerbe warenfolgende Gegenständezu unterrichten: Modellieren,Treiben,Ziselieren, Gravieren, Entwurfzeichenen, Stahl-, Stanzen- und Stempelschneiden. Im Mittelpunkt seiner dreißigjährigen Tätigkeit als Pädagoge stand die Persönlichkeitsbildung. Sobald seine Schüler die elementaren Grundnot wendigkeiten beherrschten, ließ er sie nach eigenen Entwürfen arbeiten. In ungemein vorsichtiger Weise beeinflußte er seine Schüler. Er führte sie, ohne daß es seine Schüler eigentlich recht gewahr wurden und ohne daß er die Eigenart eines Begabten knickte oder auch nur falsch zurechtrenkte. Das Ziel seiner Lehrtätigkeit umschreibt er selbst wie folgt und gibt damit wohl in direkt auch das Programm seines eigenen künstlerischen Schaffens an:„Durch die Schule soll wieder echtes Kunsthandwerk lebendig werden. Es gilt, Freude bei den Schülern zu wecken, die Handarbeit in der Heimat wieder Geltung und den Werkstücken wieder Eingang ins Volk zu verschaffen. Damit hängt auch das besondere Bestreben zusammen,dem Stahlschnitt durch erschwing liche Preise eine weitere Verbreitung als bodenständigen Schmuck zu sichern. So könnte ein blühendes, typisch österreichisches Kunsthandwerk ins Volk Q, 1 wirken und an der geistigen Gestaltung der Heimat mithelfen*." In Steyr wirkte der Künstler als Lehrer. In Mauthausen wohnt er noch heute in seinem geschmackvoll eingerichteten Heim. Trotz der Lehrtätigkeit ging das Schaffen Gerstmayrs weiter. Er ging seinen Weg, den die innere Stimme ihm anwies. „Der Siegelstock für Minister Schürff (1928) beweist die gewaltige künstlerische Entwicklung, die der Meister inzwischen gegan gen ist (Bild 64). Der Sinn des Geräts kommt in freier ornamentaler Behand56
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